Schifflibrücke - Start und Ziel der Rundwanderung

Sihlbrugg – Sihlsprung: Unterwegs im Wasserreservoir der Stadt Zürich

Entlang der Sihl wanderten die Kinder und ich zum Sihlsprung, querten dort den wilden Fluss und durchschritten abenteuerliche Tunnels auf dem Rückweg. Eine dreistündige Wanderung, wo 15 Prozent des Stadtzürcher Wassers herkommen.


Region: Sihltal
Tour Datum: 01.04.2012
Wandern Schwierigkeit: T1 – Wandern (siehe » Alpinwanderskala)
Wegpunkte: » Sihlbrugg – Schifflibrücke – Sihlsprung – Schifflibrücke – Sihlbrugg
Karten: Landeskarte 1:25 000, Blätter 1111 Albis und 1131 Zug; geo.admin-Karte: Digitale Wanderkarte
Zeitbedarf: ca. 3 Stunden
Aufstieg: ca. 35 Höhenmeter
Abstieg: ca. 35 Höhenmeter
Für Kinder: Schlucht, Tunnels Sihlsprung, Nagelfluh Felsen zum Klettern
Restaurants: Krone und Löwen in Sihlbrugg, Besenbeiz Sihlmatt (ZH), Restaurant Sihlmatt (ZG)
ÖV-Anbindung: SZU-Bahnhof Sihlwald, SBB-Bahnhöfe Baar und Zug

Einsparungen bei der Bahn, Verkehrsknoten

Um auf der Strecke der Sihltalbahn (SZU, S4) höhere Frequenzen zu erreichen, wird der Bahnhof Sihlbrugg Station seit 2006 nicht mehr bedient. Wer mit dem Öffentlichen Verkehr anreisen will, muss in Thalwil oder Zug in die S21 umsteigen. Alternative Bus- Verbindungen nach Sihlbrugg Dorf gibt es von Baar und Zug. Für mit dem Auto Anreisende gibt es kurz nach Sihlbrugg Dorf, an der Strasse nach Neuheim, zwei kleine Parkplätze. Im Sommer sind sie oftmals schon frühmorgens belegt. Egal, wie Sie anreisen, Ausgangspunkt der Wanderung ist Sihlbrugg Dorf. Zu Fuss von Sihlbrugg Station in einer knappen Stunde der Sihl entlang erreichbar.

Sihlbrugg Dorf ist ein Verkehrsknotenpunkt und ist weder besonders schön noch ruhig. Der Verkehr staut sich hier täglich, die Hirzelpassstrasse ist ein bekannter neuralgischer Punkt. Über den entlastenden Hirzeltunnel wird seit Jahren gestritten, ein Baubeginn ist nicht in Sicht.

Ein makaberer Weg und eine neue Brücke

Dem Sihlufer entlang schlängelt sich ein schmaler Weg, teilweise mit alten Grabsteinen befestigt. Ein Recycling der besonderen Art. Makaber, aber sicher dauerhaft. Vorbei an den erwähnten zwei Parkplätzen folgt der Weg dem Lauf der Sihl. Nach kurzer Gehzeit erreichen wir die 2006 eröffnete »Schifflibrücke«. Wir queren die Brücke und marschieren auf der, in Flussrichtung, rechten Seite aufwärts.

Der flache Weg folgt nun im Grossen und Ganzen dem Verlauf der Sihl, biegt kurz in einen Wald ab um kurz darauf in einer langgezogenen Kurve wieder auf die Sihl zu treffen. Der Strassenlärm ist kaum mehr zu hören. Das Rauschen, Gurgeln und Plätschern des Flusses bestimmt die Akustik. Um uns blüht und grünt es. Bärlauchduft liegt in der Luft, Schlüsselblumen dicht an dicht – Frühling in seiner ganzen Pracht.

Holzbrücke und Besenbeiz

Wieder führt der Weg in einen Wald, steigt leicht an und fällt zu einer gedeckten Holzbrücke hin ab. Bis 1960 stand sie in Sihlbrugg, war und ist Grenzübergang zwischen den beiden Kantonen Zug und Zürich. 1960 wurde sie durch eine Betonbrücke ersetzt und hierher »verpflanzt«. Wir lassen die Brücke rechts liegen und wandern weiter dem Ufer entlang. Wer bereits Durst verspürt, sollte den Wegweiser »Bäsebeiz« nicht ignorieren. Alle anderen können dem Uferweg folgen, welcher die Schenke in lockerem Bogen umgeht.

Bis zum Sihlsprung ist es nicht mehr weit. Der Weg verläuft zum grossen Teil im Wald, vorbei an grossen Nagelfluh-Brocken und bröckelndem Sandstein. Bei Tauwetter und nach starkem Regen ist Vorsicht geboten. Auch das Bild der Sihl ändert sich. Vom ruhig über Steine fliessenden Fluss zum engen, reissenden Wildwasser. Die unverbaute Sihl zeigt sich hier von ihrer wilden Seite. Und von ihrer ursprünglichen.

Der Sprung über die Sihl versus die bequeme Brücke

Felsbrocken im Flusslauf sind ein sichtbarer Hinweis auf das Nahen des Sihlsprungs. Immer enger stehen sie beisammen und erklären bildlich den Namen des Gebietes. Sagen erzählen von Schmugglern, die hier in dunklen Zeiten über die Sihl gesprungen sind. Auch ein reformierter Pfarrer soll sich hier einst mit einem Sprung vor den katholischen Zugern gerettet haben. Durchaus glaubhaft. Ob hier wohl auch Steuerflüchtlinge von Zürich nach Zug gesprungen sind?

Wir überlassen das Springen über die Felsbrocken anderen und benutzen die bequeme Brücke. Diese stellt zugleich Wendepunkt bei unserer Rundwanderung dar. Ein Tipp für Geniesser: Das Restaurant Sihlmatt (auch Sihlmättli genannt) ist bekannt für seine ausgezeichnete Fischküche (Forellen) und Zuger Kirschtorten. Von der Brücke am Sihlsprung ist das Restaurant nur wenige Fussminuten entfernt.

Abenteuerliche Tunnels – Spuren der Wasserversorgung

Der Höhepunkt für die Kinder: die Tunnels am Sihlsprung. Von der Brücke ist bereits der erste zu sehen. Ein kurzer “Durchstich”. Der zweite, etwas längere, folgt sogleich und als Abschluss der dritte und längste Tunnel. Es empfiehlt sich, eine Taschenlampe im Rucksack mitzuführen. Die Tunnels sind eine bequeme Abkürzung, wer Platzangst hat, kann den dritten Tunnel auch umgehen. Aber wieso sind sie da? Wer hat sie gebaut und warum?

Die Kinder rätseln. Bergwerke der sieben Zwerge, ein römischer Verkehrsweg oder eine unfertige Eisenbahnstrecke? Die Auswahl an Möglichkeiten ist gross, doch die Erklärung simpel und einfach. Die Tunnels wurden 1898 für die Wasserversorgung der Stadt Zürich erbaut. Gut 15 Prozent des Stadtzürcher Wassers stammen aus etlichen Quellen, hier im Sihltal. Die Tunnels wurden als Baustellen-Zugang erstellt. Die Wasser-Rohre selber liegen teilweise unter dem Wanderweg und die alten Tunnels sind für Fussgänger nutzbar gemacht worden.

Achtung: Entlang der Sihl sind weitere Tunnels sichtbar. Diese werden nicht unterhalten und sind zum Teil eingestürzt.

Waldspaziergang und Gegensteigung

Ohne grosse Steigungen windet sich der Weg der Sihl entlang, zum grossen Teil im Wald.und auf breiten Wegen. Zurück an der gedeckten Holzbrücke steigt der Weg, nun asphaltiert, hoch zu einem Bauerngehöft. Der Wanderweg folgt ein Stück weit der Zufahrtsstrasse, um dann rechts in den Wald abzuzweigen. Stetig abwärts gehend ist die »Schifflibrücke« bald erreicht. Hier sind wir vor gut drei Stunden über den Fluss gewandelt, jetzt sind es nur noch ein paar Minuten bis zu den Parkplätzen und Sihlbrugg Dorf.

Fazit:

Wieder einmal habe ich mich an eine der alten Wanderungen aus der eigenen Kindheit erinnert und bin sie mit den eigenen Kindern abmarschiert. Oft bergen die Erinnerungen Risiken. Viel Wasser ist die Sihl hinab geflossen seit ich das letzte Mal hier wanderte. Und doch ist vieles noch so, wie in meinen Erinnerungen. Die Holzbrücke, die Sihlsprung-Brücke, das Restaurant Sihlmatt und die Tunnels. Alles noch so wie anno dazumal. Meine Kinder waren, wie ich als Kind, begeistert vom flachen Weg, den unzähligen Kletterfelsen und den Tunnels.

Neu ist die »Schifflibrücke« und die Besenbeiz. Beides angenehme Neuerungen. Jüngeren Datums und nicht Teil meiner Erinnerungen ist der Trend, mit Velos auf Wanderwegen zu fahren. Diese Wanderung scheint bei Bikern besonders beliebt zu sein. Ich persönlich stehe dem Biken auf Wanderwegen eher skeptisch gegenüber. Fairerweise muss aber angefügt werden, dass alle Biker, welche uns begegneten, freundlich und rücksichtsvoll waren. Leider nicht immer selbstverständlich.

Links:

SBB-Fahrplan:

SBB|CFF|FFS

Fahrplan


Nach:
Sihlbrugg
Datum: 05.04.12
Zeit: Abfahrt
Ankunft

Bahnverkehrsinformation

Fotos von der Wanderung:

Ein Gedanke zu „Sihlbrugg – Sihlsprung: Unterwegs im Wasserreservoir der Stadt Zürich“

Kommentare sind geschlossen.