Morgenholz – Hirzli: der Panorama-Gipfel

Das Hirzli. Wunschziel schon seit längerer Zeit, soll es doch mit grandioser Aussicht über Walen- und Zürichsee locken. Doch in den vergangenen Jahren verweigerte sich das Hirzli unserem Besuch. Dauerregen, Sturm oder gar Wintereinbruch, nie sind wir auch nur in die Nähe des Gipfels gekommen. Aber jetzt hat es geklappt. Der Gipfelsturm ist gelungen.


Region: Glarus, Linthebene
Tour Datum: 03.05.2012
Wandern Schwierigkeit: T3 – Wandern (siehe » Alpinwanderskala)
Wegpunkte: » Niederurnen – Morgenholz – Schwinfärch – Ahorn – Hirzli – Obere Planggen – Morgenholz
Karten: Landeskarte 1:25 000, Blatt 1133 Linthebene; geo.admin-Karte: Digitale Wanderkarte
Zeitbedarf: ca. 4 Stunden
Aufstieg: ca. 658 Höhenmeter
Abstieg: ca. 658 Höhenmeter
Für Kinder: Seilbahn, Aussicht, Spielplatz Blockhaus
Restaurants: Bergrestaurant Hirzli
ÖV-Anbindung: SBB Bahnhof Niederurnen (oder Ziegelbrücke)

Niederurnen – Morgenholz: 522 Höhenmeter in acht Minuten

Von Niederurnen, im Talboden der Linthebene gelegen, schaukelt eine Luftseilbahn uns Wandervögel innert acht Minuten hinauf nach Morgenholz. 522 Höhenmeter bequem und ohne Anstrengung. Der Gipfelsturm beginnt gemütlich.

Die Bergstation ist unbedient, nur ein Telefon sowie von der Sonne ausgeblichene Informationen erwarten den Wanderer. Heute, an einem Ferien-Donnerstag im Mai, ist nicht viel los. Wir sind die einzigen Gäste in der roten Kabine. Die Bergstation ist ungewohnt ruhig gelegen. Kein Restaurant gleich neben dem Ausgang, keine Hüpfburgen und kein Rambazamba. So gefallen mir die Berge.

Ein vertrauter gelber Wegweiser weist Richtung und Zeitbedarf zum Gipfel, 1 3/4 Stunden. 1 3/4 Stunden für 658 Höhenmeter. Die 658 Höhenmeter können in drei Kapitel unterteilt werden. Der Anstieg nach Schwinfärch, die Passage zum Forsthaus Ahorn und der Schlussanstieg zum Gipfel. Aber der Reihe nach.

1. Kapitel: anstrengender Anstieg nach Schwinfärch

Vorbei an einem grossen Ferien- und Lagerhaus steigt der Weg steil an. Die ersten Höhenmeter hinauf zur Alp Schwinfärch haben es in sich. Der Weg windet sich nur schwach, mehrheitlich führt der Kiesweg direttissimo der Flanke des Berges hoch. Der Gipfel selbst ist nicht zu sehen, ein Wald versperrt die Sicht auf das Kreuz ganz oben.

Holzskulpturen entlang des Weges lenken etwas von der Steilheit des Aufstieges ab. Warmlaufen für den Körper. Schritt um Schritt den Berg hinauf. Langsames Herantasten an die maximale Laufgeschwindigkeit, bei jedem Schritt den Körper spüren. Irgendwann läuft irgendwie alles automatisch. Die Füsse werden kontinuierlich gesetzt, die Atmung geht ziemlich normal. Wohlfühlmomente. Da ist er wieder, der Genuss des Bergwanderns. Für Kinder oftmals nur schwer zu verstehen.

Der Weg vollzieht einen Schwenk nach rechts. Blick ins Tal auf den Walensee. Weiter oben das Etappenziel, die Alp Schwinfärch, in Sichtweite. Schön, die Berge haben uns wieder. Der Rastplatz unterhalb der Alp wird in Beschlag genommen, Stärkung ist vonnöten.

2. Kapitel: Passage zum Forsthaus Ahorn

Ab Schwinfärch führen zwei Wege zum Gipfel. Der untere wandelt weiter dem Skulpturenweg entlang und steigt steil auf. Der obere, unsere Wahl, steigt langsam, aber stetig an. Unterhalb des Forsthauses treffen beide zusammen.

Unser Weg führt durch dunklen Wald und über breite Lawinenkegel. Überall liegen noch Schneereste, des Winters letzte Spuren. Teilweise ist der Weg durch die Lawinenhänge regelrecht weggehobelt. Einmal liegt ein Drehkreuz verbogen weit unterhalb des Weges. Die Macht der Natur ist sicht- und spürbar. Eindrücklich.

3. Kapitel: zehn Wendekurven zum Gipfel

Rast vor dem Forsthaus. Noch zehn Kurven zum Gipfel, er ist in Griffweite. Aber immer noch nicht zu sehen. Auch von der viel gerühmten Rundumsicht ist noch nicht viel zu sehen. Der Walensee zeigt sich wieder, aber nur in einem kleinen Aussichtsfenster. Die Sicht auf die gegenüberliegenden, schneebedeckten Gipfel ist dafür um so eindrücklicher.

Beflügelt vom Wissen um die geringe verbleibende Wegstrecke ziehen wir los und kämpfen uns durch Schneefelder hoch. Kurve um Kurve wird bewältigt und laut ausgezählt: 10, 9, 8 … Dann, in der dritten Kurve vor dem Gipfel, sehen wir das Gipfelkreuz. Das Ziel ist nah. Noch zwei Kurven, noch eine … und wir stehen oben. Und sind überwältigt.

Mittagsrast mit Panorama

Der Aufstieg hat sich gelohnt. Zu unseren Füssen breitet sich die Linthebene aus. Der Blick schweift über Zürichsee und die angrenzenden Bergketten des Albis und Pfannenstiels. Im Dunst erkennen wir ganz schwach den Uetlibergturm. Zudem das Zürcher Oberland, die Churfirsten und den Walensee, hinter einer Wolke versteckt den Säntis. Vor uns der Planggenstock – ich kann mich kaum sattsehen und setze mich ergriffen auf eine Bank. Mittagsrast.

Gipfelbuch, Schneerutsch und Abstieg

Während der Mittagsrast erledigen wir unseren Eintrag im Gipfelbuch und entscheiden, den Planggenstock auszulassen. Der Gratweg hinüber zum nächsten Gipfel ist mit Schneefeldern bedeckt. Während unserer Rast rutschte eines davon donnernd in die Tiefe. Sicherheit geht vor, der Planggenstock kann warten.

Was folgt, sind 600 Höhenmeter Abstieg. Knie und Wanderstöcke sind gefordert. Der Abstieg ist aber auch ein Jahreszeitenwechsel. Auf dem Gipfel blühten ein paar zaghafte Krokusse, im Niederurnertal die Obstbäume und der Löwenzahn.

Der Abstieg ist zum grossen Teil sonnig und führt über Wiesen stetig abwärts. Die Alp Obere Planggen, unterhalb des Planggenstocks, ist schnell erreicht. Und nach einer knappen Stunde stehen wir in der Gaststube des Bergrestaurants Hirzli. Bis zur Seilbahn sind es nur noch 15 Minuten.

Wer Zeit übrig und Kinder mit zu viel Energie hat, sollte beim Abzweiger Tierberg nicht direkt zum Restaurant gehen. Sondern zuerst den Spielplatz beim Blockhaus besuchen. Spielgeräte, Feuerstelle und Bach locken zum Austoben.

Links:

SBB-Fahrplan:

SBB|CFF|FFS

Fahrplan


Nach:
Niederurnen
Datum: 10.05.12
Zeit: Abfahrt
Ankunft

Bahnverkehrsinformation

Fotos von der Wanderung:

3 Gedanken zu „Morgenholz – Hirzli: der Panorama-Gipfel“

  1. Lieber Schreiber

    Seit längerem möchte ich ein Kompliment aussprechen beziehungsweise schreiben. Endlich mache ich es: Respekt, und Kompliment fürs Geschreibe, lieber Schreiber.
    Es liest sich knackig, persönlich – und mit eigenem Ausdruckstouch. Bravo.

    Bitte weitermachen, Leser Walti
    19.09.12 – 16.45h

  2. Ein toller Wanderblog: Gut ge- und beschrieben, Bilder – gratuliere und danke! Dank Ihnen bin ich endlich via Pouëtta Raisse und Chasseron nun in Ste-Croix. Übrigens, falls Sie wieder mal in der Gegend sind: Gorges de l’Orbe, Milieu du Monde (La Sarraz) & Canal d’Entreroches oder die Karstquellen der Venoge wären ev. auch was für die Kids.

  3. Lieber Walti, lieber Jürg

    Vielen Dank für Eure Komplimente. Da wandert und blogt man doch gleich mit mehr Freude.

    Die Tipps betreffend Gorges de l’Orbe, Millieu du Monde und Canal d’Entreroches hören sich verlockend an und werden in die “da-müssen-wir-hin”-Liste aufgenommen.

    Weiterhin viel Spass beim Wandern.

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