Kunst am See

Unterwegs auf dem Waldstätterweg – Etappe 1 von Brunnen nach Vitznau

Im Zuge der Feierlichkeiten zu 700 Jahre Eidgenossenschaft, im Jahre 1991, wurden rund um den Vierwaldstättersee zwei neue Wanderwege eröffnet. Der bekannte »Weg der Schweiz« und der Waldstätterweg. Während der Weg-der-Schweiz einen hohen Bekanntheitsgrad erreicht hat, stand der Waldstätterweg stets in dessen Schatten. Grund Genug, den Weg unter die Füsse zu nehmen und zu testen ob die mangelnde Aufmerksamkeit zu Unrecht besteht und was der Weitwanderweg so zu bieten hat.

Region:Vierwaldstättersee, Zentralschweiz
Tour Datum:16.08.2020
Wandern Schwierigkeit:T1/T2 – Wandern (siehe » Alpinwanderskala)
Wegpunkte:» Brunnen Station – Brunnen See – Fallenbach – Brünischart – Oberholz – Rüteli – Gersau – Halten – Unterrengg – Umleitung über Oberrengg – Ebnet – Bürglen – Vitznau
Karten:Landeskarte 1:25 000, Blätter 1151 Rigi und 1171 Beckenried; geo.admin-Karte: Digitale Wanderkarte
Zeitbedarf:ca. 4 1/2 bis 5 Stunden
Aufstieg:ca. 250 Höhenmeter (2x)
Abstieg:ca. 250 Höhenmeter (2x)
Für Kinder:Spielplatz am See in Brunnen, Badestellen am See
ÖV-Anbindung:SBB Bahnhof Brunnen, Bushaltestellen Fallenbach, Seeschlössli und Floralpina, Unteraltdorf sowie Station

Viel Hartbelag zum Start

Eines gleich vorweg, wenn sie Asphalt zum wandern nicht mögen, dann klicken sie besser gleich weiter. Den die erste Etappe des Waldstätterwegs führt sehr oft über Hartbelag, zu oft für meinen Geschmack. Zu Beginn lässt sich der ungemütliche und langweilige Teil mit dem Bus elegant umfahren, später leider nicht.

Der Waldstätterweg beginnt dort, wo der Weg-der-Schweiz endet, in Brunnen am See. Er ist sozusagen Anfang und Ende des Weges-der-Schweiz und führt mit diesem zusammen um den Vierwaldstättersee herum. Meine Wanderung beginnt am Bahnhof von Brunnen, von dort zu Fuss hinab zum See. Das Wegstück bis Fallenbach (Bushaltestelle), führt zuerst dem See entlang zum Platz der Auslandschweizer und weiter durch ein Wohnquartier zur Brücke über die Muota. Bis hierher kann man sich der Aussicht über den See und der vielfältigen Architektur der schicken Häuser erfreuen, ab der Brücke ist der Weg nur mühsam.

Entlang der Seestrasse, vorbei an der Talstation der Urmibergbahn, geht es endlos auf Asphalt in Richtung Gersau. Erst bei Fallenbach würde der Weg in die Flanke der Rigi aufsteigen, allerdings ist dieses Wegstück infolge Steinschlages abgestürzt und gesperrt. Von der Seestrasse aus können die Reste der Stege in der Steilwand eingesehen werden. Wann dieser Abschnitt wieder in Stand gestellt wird ist offen.

Also am besten mit dem Bus ab Brunnen Bahnhof gleich bis Brünischart (Haltestelle Seeschlössli) fahren. Der Fussweg hierher bietet zwar einen schönen Blick auf den See, folgt aber der viel befahrenen Seestrasse und verläuft durchgehend auf Asphalt. Bei Brünischart steigt der Weg vom Seeufer auf. Teilweise steil und ruppig geht es bergan. Der Bergweg entschädigt für das vorangehende, langweilige Teilstück. Der Weg ist eng, die Vegetation dicht, der Schatten an diesem heissen Tag angenehm. Immer wieder öffnet sich der Wald und bietet einen Ausblick über den See zu den benachbarten Bergen.

Oberholz – Aussicht und ein Hauch von Süden

In einem steten Auf und Ab, also eigentlich mehr Auf als Ab, wir der Aussichtspunkt Oberholz erreicht. Der Rundblick ist grandios. Und der durchwanderte Wald ebenso. Infolge der klimatischen Eigenheiten dieses Fleckens Schweiz, wachsen hier Pflanzen die trockene Böden und Wärme mögen. Also eher südliche Pflanzen wie beispielsweise Edelkastanien. Der Föhn dient als natürliche Heizung und trocknet die Böden aus. Auch raschelt es andauern im Unterholz und immer wieder wuseln Eidechsen über den Weg.

Ab Oberholz steigt der Weg nur noch wenig an, der erste »Gipfel« ist erreicht und es geht abwärts in Richtung Gersau. Ab dem Weiler Büel ist der Bergweg zu Ende, der weitere Verlauf quert Gersau entlang der Seestrasse.

Gersau – einstige Republik

Während Jahrhunderten war Gersau eine freie Republik, ein Freistaat innerhalb der Eidgenossenschaft. Erst 1817 wurde die Republik Gersau ein Teil des Kantons Schwyz. Der malerische Ort am Südhang der Rigi ist mit einem milden Klima gesegnet, die vielen alten Hotels zeugen von der Beliebtheit als Ferienort.
Entlang der Seestrasse gibt es viele Möglichkeiten für eine Rast. Es reiht sich Lokal an Lokal und etliche Ruhebänke laden müde Beine zur Rast. Auch ein Bad im See wäre möglich.

Wegweiser nicht verpassen

Bei der Schifflände folgt der Wanderweg dem Teuffibach. Ich habe den Wegweiser schlicht übersehen und bin dem See entlang zum Seebad weitergewandert. Das geht auch, die Wege treffen sich kurz darauf wieder. Der offizielle Weg wird vermutlich weniger Hartbelag als meine Variante aufweisen. Also Tipp von mir – Wegweiser nicht verpassen!

Der zweite Aufstieg, länger als geplant

Es folgt ein zweiter Aufstieg vom Seeufer, hinauf in die Flanken von Vitznauer- und Gersauer-Stock. Der Weg steigt stetig an und quert Weiden von Schafen und Ziegen. Mit etwas Glück begegnet man hier den seltenen Kupferhals-Ziegen, verwandte der bekannten Walliser Schwarzhals-Ziegen. An meinem Wandertag war leider keine Ziege auszumachen.
Dieses Wegstück lebt vom Wechsel des dichten Waldes und den sonnigen Weiden. Abwechslungsreich.

Leider ist die Weiterführung von Unterrengg nach Ebnet, infolge Holzschlag und Steinschlag ebenfalls gesperrt. Das hat den unschönen Umweg über Oberrengg zur Folge. Die zusätzlichen Höhenmeter sind dabei nicht relevant. Aber der Weg. Ab Unterrengg verläuft der Weg bis Ebnet praktisch nur auf Asphalt und im Gegensatz zum eigentlichen Weg nicht im Wald.

Abstieg auf Hartbelag

Ab Ebnet, dort wo sich der ursprüngliche Weg und die Umleitung wieder treffen, geht es stetig abwärts nach Vitznau. Dieser Teil des Weges ist der enttäuschendste Teil dieser Etappe. Zwar ist der Ausblick über die beiden Nasen, so heissen die beiden gegenüberliegenden Landspitzen der Engstelle des Sees, und der Blick in die Weite wunderbar. Aber die Wegführung praktisch ausschliesslich über Hartbelag ist nicht schön.

Der Weg erreicht schliesslich wieder das Seeufer. Das abschliessende Stück nach Vitznau kann man sich getrost sparen und bei der Busstation Floralpina wieder den Bus besteigen. Weil ich den Weg von Anfang bis zum Ende komplett gehen wollte, habe ich das letzte Stück bis Vitznau Station noch zurückgelegt. Für Freunde des Badens im See gibt es Eingangs Vitznau nochmals eine tolle Möglichkeit. Vitznau selbst ist nichts, was man unbedingt gesehen haben muss, hat allerdings auch seinen Reiz. Vieles im Ort zeugt noch von der Anfangszeit des Tourismus, die alten Hotel haben noch dem Charme der vergangen Zeiten und als ich auf den Bus wartete, fuhr ein Oldtimer-Panorama-Wagen der Vitznau-Rigi-Bahn in den Bahnhof ein. Charmante Nostalgie.

Fazit

Der Waldstätterweg hat durchaus Potential. Die Bergweg-Teilstücke sind abwechslungsreich und führen durch eine schöne Landschaft. Die Ortschaften bieten Möglichkeiten zur Rast und der Weg kann auch in kleinere Teilstücke unterteilt werden. Doch die beiden elend langen Hartbelag Teilstücke (Brunnen – Fallenbach/Brünischart und Ebnet – Vitznau) nehmen dem Weg viel von seinem Reiz und erinnern mich leider sehr an das enttäuschende Weg-der-Schweiz Teilstück (siehe ).

Ich lasse mich jedenfalls nicht abschrecken und nehme die folgenden 6 Etappen demnächst in Angriff.
Für Kinder bietet dieser Abschnitt, ausser den Bademöglichkeiten im See, keinen speziellen Reiz. Da gibt es bessere Wege.

Links:

Fotos der Wanderung: