Ehemaliges Eisenerz Silo in Herznach

Fricktal: Eisenweg: Rostiges Erlebnis

Knabenschiessen. Stadt-Zürcher und teilweise auch Land-Zürcher haben frei. Zumindest die Kinder. Ein idealer Tag für eine Wanderung. Geplant war eine gemütliche Wanderung entlang der Sihl zum Sihlsprung oder alternativ die Linthschlucht. Doch der Wetterbericht machte uns mal wieder einen Strich durch die Rechnung. Wie schon öfters in diesem Jahr. Im Westen besseres Wetter. Also musste am Sonntagabend eine Alternative im Westen gefunden werden. Nicht zu weit, nicht zu streng, aber trotzdem attraktiv. Eine rostige Angelegenheit fiel mir ein – der Eisenweg im Fricktal.


Region: Aargau; Fricktal; Wölflinswil; Herznach
Tour-Datum: 13. September 2010
Wandern-Schwierigkeit: T1 – Wandern (siehe » Alpinwanderskala)
Wegpunkte: » Wölflinswil, Junkholz, Sonnweid, Herznach
Karten: Landeskarte 1:25 000, Blatt 1069 Frick; geo.admin-Karte: Digitale Wanderkarte
Zeitbedarf: Wanderung ca. 1 1/2 Stunden. Für das Studium der Info-Tafeln sollten etwa 20 bis 30 Minuten eingerechnet werden
Aufstieg: 112 Höhenmeter
Abstieg: 129 Höhenmeter
Für Kinder: Informationen über Eisenabbau, Geologie, Gesteine (zum Sammeln), Landschaft
Restaurants: keine gebraucht
ÖV-Anbindung: Postauto Haltestellen Wölflinswil Post und Herznach Post
GPS-Track: eisenweg.kmz (Google-Earth-Format)

Sanfte Hügel, Mulden und Sonnenschein

Das Fricktal als Ziel, Regenwetter im Zürcher Unterland. Der Start am Morgen verheisst nichts Gutes. Doch je näher wir unserem Ziel kommen, desto besser wird das Wetter. Für einmal lässt uns der Wetterbericht nicht im Stich. In Wöflinswil angekommen, nehmen wir den gut ausgeschilderten Weg unter die Füsse. Für Reisende mit dem Auto: Es hat in Wöflinswil so gut wie keine öffentlichen Parkplätze. Besser in Frick parkieren und den Bus nehmen.

Wöflinswil ist ein charmantes Bauerndorf und typisch für die Gegend des Tafeljura im Fricktal. Sanft geschwungene Hügel und in den Mulden dazwischen jeweils ein Dorf. Die Wegweiser führen den Berg hinauf. Es geht steil bergan. Die 112 Höhenmeter müssen praktisch gleich zu Beginn überwunden werden. Die Aussicht über das Fricktal entschädigt dafür. Ein schönes Flecken Erde. Und auf dem Gipfel wartet bereits die erste Station des Eisenweges. Informationen über die Geologie des Gebietes. Hört sich trocken an, ist es aber nicht. In einer Kiste sind sämtliche Gesteinsarten sauber beschriftet ausgelegt und dienen als Anschauungsmaterial. Eisenerz, Steinkohle, Gneis, Sandstein… Eine grosse Vielfalt. Die Kinder wollen alles wissen, gottlob sind im Deckel der Kiste noch viele zusätzliche Informationen zu den Gesteinen.

Der höchste Aargauer

Der Weg führt sanft steigend weiter, vorbei am Densbürer Strihen, dem mit 866 Metern höchsten Berg des Kantons Aargau, der vollständig auf Kantonsgebiet liegt. Die Farbe des Gehweges ändert sich immer wieder. Mal rostrot, mal hellbraun bis gelb. Je nach Gestein im Untergrund. Obstbäume, Hecken und verstreute Landwirtschaftsbetriebe prägen die Landschaft. Im Mittelalter und bis 1743 wurde hier in offenen Gruben, Schlitzen und in ersten Stollen Eisen abgebaut. Danach geriet das Eisen in Vergessenheit.

Der Weg mündet in eine Nebenstrassen und verläuft nun auf weiter Strecke entlang der Strasse. Das ist schade, ein Weg am Waldrand entlang wäre angenehmer gewesen. Gerade zur Mittagszeit ist die Strasse doch ordentlich befahren und des öfteren braust ein Auto vorbei.

Pingen und Fuxlöcher

Die Strasse quert das Junkholz, ein unscheinbares Wäldchen. Doch wer genau hinsieht, erkennt auch hier Erzschürfstellen in Form von Pingen und Fuxlöchern. Der Begriff Pinge steht für eine durch den Einsturz einer alten Grube entstandene, “trichterförmige” Vertiefung an der Erdoberfläche. Abbaulöcher in einer oberflächlich oder nur wenig unter dem Boden liegenden Erzschicht werden Fuxlöcher genant. Der Waldboden ist stellenweise übersät mit zahlreichen Vertiefungen, welche an den einstig regen Erzabbau erinnern.

Bei einem einsamen Gehöft teilt sich der Weg. Geradeaus oder links? Beide Wege sind mit Eisenweg beschildert. Welchen wollen wir nehmen? Die Autos biegen alle links ab, also nehmen wir den Weg geradeaus. Falsche Entscheidung, wie sich später herausstellt. Der linke Weg hätte etwas später in ein Waldstück eingemündet. Wäre etwas länger gewesen, dafür hätten wir das Bergwerk Herznach direkt passiert und nicht in einiger Entfernung. Dafür war “unser” Weg an diesem Montag sicher der wärmere. An der Sonne führt der Weg über eine Kuppe geradewegs nach Herznach. Parallel zum Bergwerks-Berg führt der Weg steil abwärts. Gut zu sehen ist das alte Erz-Silo. 17,5 Meter hoch, 2002 für erlebnisgastronomische Veranstaltungen und Übernachtungsmöglichkeit umgebaut. Das Eisenbergwerk selbst kann noch nicht besichtigt werden, der Verein “Eisen und Bergwerke VEB” arbeitet an einer Öffnung des Stollens für Besucher.

Eiserne Reserve

Das Eisenbergwerk Herznach war nur während kurzer Zeit in Betrieb. 1919 wurde im Gebiet Herznach das Eisenerz erneut entdeckt und ein Versuchsstollen angelegt. 1937 nahm das Bergwerk seinen Betrieb auf und förderte bis 1967 Eisenerz für den Schweizer Eigenbedarf. Noch immer liegen an die 30 Millionen Tonnen Erz, mit einem Eisengehalt von 28 bis 33%, unter dem Boden. Eine eiserne Reserve für schlechte Zeiten, die hoffentlich nie kommen.

Von Herznach aus würde der Eisenweg weiter über Ueken nach Zeihen führen, wir beendeten unsere Wanderung in Herznach. Um mit dem ÖV zurück nach Wöflinswil zu kommen, kann entweder via Frick oder via Küttigen gereist werden. Wir entschieden uns für den Weg via Küttigen und zwei Pässe. Staffelegg und Bänkerjoch. Leider sind die Postauto-Verbindungen nicht schlüssig, 30 Minuten Wartezeit in Küttigen dürfen auf dem Schulhaus-Spielplatz überbrückt werden.

Fazit: Den Kindern hat es gefallen, mir auch. Der grosse Anteil an asphaltierten Wegstücken ist zwar schade, ebenso der Weg entlang der Nebenstrasse. Auch haben wir keine Feuerstelle gefunden. Es könnte die Abzweigung vor Herznach besser beschriftet werden, damit der Wanderer weiss, was ihn wo erwartet (Würde die Entscheidung erleichtern). Aber wenn das Bergwerk wiedereröffnet wird, werden wohl viele den Weg des Eisen gehen, und die Informationen unterwegs sind sehr gut gemacht und lehrreich.

Links:

SBB-Fahrplan:

SBB|CFF|FFS

Fahrplan


Nach:
Wölflinswil, Post
Datum: 23.01.12
Zeit: Abfahrt
Ankunft

Bahnverkehrsinformation

Fotos von der Wanderung: