Der Limmat entlang Zürich entgegen

Dietikon – Zürich: Die Wasserstrasse nach Zürich, der Limmat entlang

Die Limmat. Lebensader, Transportweg und Energiequelle. Wasserstrasse und Wanderweg. Ein Limmat-Aufwärts-Tippel nach Zürich.


Region: Limmattal, Stadt Zürich
Tour Datum: 01.04.2013
Wandern Schwierigkeit: T1 – Wandern (siehe » Alpinwanderskala)
Wegpunkte: » Dietikon, Kloster Fahr, Werdinsel, Escher-Wyss-Platz
Karten: Landeskarte 1:25 000, Blatt 1091 Zürich; geo.admin-Karte: Digitale Wanderkarte
Zeitbedarf: ca. 3 Stunden (gemütlich…)
Aufstieg: unbedeutend
Abstieg: unbedeutend
Für Kinder: Diverse Spielplätze in Zürich, Elektromuseum Kraftwerk Höngg, Ruinen in Dietikon
Restaurants: diverse
ÖV-Anbindung: Bahnhöfe Dietikon, Glanzenberg, Schlieren, Zürich-Altstetten, Zürich-Wipkingen, Zürich-Hardbrücke, Zürich-Hauptbahnhof

Zürichs Speckgürtel

Dietikon, auch schon Endziel einer Wanderung (Reppischtal-Wanderung) ist heuer mein Start in den Frühling. Der Nebel lichtet sich, die Sonne drückt durch. Nur leider bläst die Bise zum frontalen Angriff auf den Wanderer. Egal, die Frühlingseuphorie nimmt überhand.

Unweit vom Bahnhof beim Kraftwerk Dietikon starte ich meine Wanderung gen Zürich. Wer will, kann auch schon in Wettingen oder gar Baden starten. Der Weg führt unbeirrbar der Limmat entlang. Verlaufen ausgeschlossen. Zu Beginn gleich die Qual der Wahl. Welches Ufer soll es denn sein? Ich wähle das, flussabwärts gesehen, linke Ufer und stapfe los.

Zwischen Bahn und Fluss

Der gekieste Uferweg liegt nur wenige Meter über dem Flussspiegel und wird rechts durch die Geleise der SBB abgegrenzt. Eisenbahn-Fans kommen hier auf ihre Kosten. Alle paar Minuten braust ein Schnellzug, ein Regio-Express oder eine S-Bahn vorbei. Alte und neue Loks. Eine sogar mit Werbeaufdruck, ich sollte sie später wiedersehen.
Der Fluss zieht träge dahin, umso heftiger weht mir die Bise ins Gesicht. Wo ist nur der Frühling geblieben? Aber die Sonne lacht schon ganz ordentlich vom blauen Himmel. Ich bin optimistisch, das wird gut werden.

Franzosen und Russen

Ich passiere einen gravierten Findling. Er erinnert an eine waghalsige Aktion der Franzosen im 1799. General Massena baute hier eine Brücke über die Limmat und konnte so die auf der anderen Seite lagernde russische Armee vernichtend zurückschlagen. Mehr dazu hier: »Zweite Schlacht von Zürich«.
Die Gegend ist reich an kriegerischer Vergangenheit. Auf beiden Seiten der Limmat sind Ruinen zu finden. Die Reste der Festung Schönenwerd und auf der anderen Seite die Überreste der Ruine Glanzenberg.

Der Weg unterquert die Autobahn, der Bahn- weicht dem Strassenlärm. Eine Fussgängerbrücke ermöglicht die Überquerung des Flusses. Wer dem Kloster Fahr einen Besuch abstatten möchte, sollte auf die andere Seite wechseln. Ich bleibe vorerst auf meiner gewählten Seite.

Industrie und Kloster

Die Limmat wird auf beiden Seiten von Industriegebäuden flankiert. Eine Weile wandle ich zwischen den Gebäuden, dann öffnet sich das Land und Äcker machen sich breit. Das Kloster Fahr, eine aargauische Enklave, kommt in Sicht.

Hinter den Äckern macht sich Schlieren bemerkbar. Zürichs Vorort, auch bekannt geworden durch die »Schlieremer Chind«. Wobei, ein Teil der Häuser könnte auch zu Urdorf gehören. Wo Schlieren anfängt und Urdorf aufhört, wissen wohl nur Einheimische.
Gut fährt an Sonntagen eine Fähre über die Limmat zum Kloster. Weg aus dem Urbanen, hinein ins Klösterliche. Fort vom Lärm und der Hektik, hinein in Stille und Ruhe. Mich zieht es weiter flussaufwärts. Ich will nach Zürich und der Weg ist noch weit.

Seitenwechsel, Gas und Biogas

Bei Oberengstringen muss ich die Flussseite ändern. Infolge Bauarbeiten ist die weitere Strecke bis 2014 gesperrt. Macht aber nichts, ich wollte sowieso wechseln. Denn ab hier ist der Weg abwechslungsreicher, wilder.

Am alten Gaswerk Schlieren und der Biogasanlage, Entschuldigung Kläranlage, Werdhölzli vorbei erreiche ich die Werdinsel. Im Sommer völlig überbevölkert, ist heute nur wenig los. Spaziergänger und Hündeler sind unterwegs, einige Familien spielen Fussball. Aber sonst herrscht noch Ruhe. Die Ruhe vor dem Sommersturm der Sonnenhungrigen.

Ich passiere das Kraftwerk Werd, das erste Elektrizitätswerk der Stadt Zürich. Es ist immer noch in Betrieb und kann besichtigt werden. Vorbei an der imposanten Stauanlage Höngg geht es weiter der Stadt zu. Die Europabrücke wird unterquert. Wie oft bin ich schon oben mit Auto und Bus durchgefahren? Ich hatte keine Ahnung, wie angenehm die Flussufer hier sind.

Zürich, Stadt der nummerierten Spielplätze

Dass ich nun definitiv die Stadt Zürich erreicht habe, ist unübersehbar. Auf beiden Seiten drängeln sich Häuser dicht an dicht und Spielplätze haben grosse Tafeln mit Nummern. Kein Witz, in Zürich sind die Spielplätze nummeriert. Ordnung muss sein …

Und doch finden sich auch hier wilde Ecken. Plötzlich weichen die Häuser zurück, machen Platz für kleine Schrebergärten. Wilde Ecken in der durchorganisierten Stadt. Richtige kleine Paradiese passiere ich, aber auch Betonwüsten. Architektonisch sicher ungemein wertvoll und ansprechend, aber nicht gerade einladend. Auch das neue Trendquartier »Zürich-West«, welches ich durchquere, spricht mich nicht an. Es wirkt abweisend, mit all den durchgestylten Betonplätzen und Glaspalästen.

Der alte Wohnturm an der Hardbrücke ist da so wohltuend altmodisch, dass ich beschliesse, meine Wanderung hier zu beenden und der Station Hardbrücke zuzustreben. Wer möchte, kann natürlich noch bis zum Landesmuseum weiterwandern. Es lohnt sich. Streckenweise geht man dabei auf dem alten Trassee der Sihltal-Zürich-Uetliberg-Bahn.

Links:

SBB-Fahrplan:

SBB|CFF|FFS

Fahrplan


Nach:
Dietikon
Datum: 05.04.13
Zeit: Abfahrt
Ankunft

Bahnverkehrsinformation

Fotos von der Wanderung: