Das alte Fort Gondo - Der Wanderweg verläuft quer hindurch

Simplon: auf Stockalpers Spuren durch die Gondoschlucht

Der Simplonpass ist ein seit Urzeiten bekannter Alpenübergang. Es gibt Indizien, dass er schon vor den Römern bekannt war und genutzt wurde. Ein wichtiger Alpenübergang wurde der Pass aber erst durch Kaspar Jodok Stockalper. Der »König des Simplons« baute den alten Säumerweg massiv aus und erstellte auf der ganzen Strecke Warenlager sowie Unterkünfte für Säumer und Reisende. Der Weg wurde erst aufgegeben, als Napoleon für den Transport von Kanonen eine neue Passstrasse erstellen liess. Die heutige Strasse verläuft zum grossen Teil auf dem historischen Trassee Napoleons. Diese Wanderung folgt dem alten Saumpfad von Simplon Dorf durch die Gondoschlucht nach Gondo. Lange Zeit war der Pfad durch die Schlucht nicht mehr benutzbar und stellenweise abgerutscht. Erst vor wenigen Jahren wurde der Weg restauriert und durchgehend gemacht. Fehlende Wegstücke wurden durch Brücken und Treppen ergänzt, stellenweise läuft man auf den Dächern der Steinschlag-Galerien.


Region: Wallis, Oberwallis, Simplon
Tour Datum: 09.08.2011
Wandern Schwierigkeit: T2 – Wandern (siehe » Alpinwanderskala)
Wegpunkte: » Simplon Dorf – Gabi – Gondoschlucht – Gondo
Karten: Landeskarte 1:25 000, Blatt 1309 Simplon; geo.admin-Karte: Digitale Wanderkarte
Zeitbedarf: ca. 4 Stunden
Aufstieg: praktisch nichts. Hin und wieder einige wenige Meter
Abstieg: ca. 620 Höhenmeter
Für Kinder: Postautofahrt über den Simplon, Schlucht, Ruinen, altes Fort Gondo
Restaurants: Stockalperturm in Gondo, diverse in Simplon Dorf (keines besucht)
ÖV-Anbindung: Postautohaltestellen Simplon Dorf, Gabi und Gondo

Simplon-Dorf – sonniges Plateau vor der Schlucht

Die Anreise erfolgt bequem per Postauto von Brig aus. Innert 50 Minuten erreicht der Bus Simplon Dorf, etwas unterhalb der Passhöhe. Das Dorf liegt abseits der Passstrasse auf einem sonnigen Plateau. Der Wanderweg führt zuerst das Dorf hinab, vorbei an einer Konditorei mit verführerischen Werbetafeln. Das Tal ist breit und die Enge der Gondoschlucht kaum zu erahnen.

Der Weg folgt der Strasse talabwärts. Leider verlässt der Weg den Asphalt erst bei der Einmündung in die Hauptachse. Zur Beachtung, die Gondoschlucht ist als Ziel nicht markiert. Als Wegpunkt dient Gabi oder der braune Wegweiser »Stockalperweg«. Der markierte Weg nach Gondo führt via Zwischbergen. Er unterquert eine Brücke und folgt einem Fahrweg talabwärts. Der Abzweiger über die Wiese ist schwer auszumachen und wird gerne übersehen. Falls Sie plötzlich in einem kleinen Weiler stehen, einfach der Strasse nach links folgen. Ab jetzt ist der Weg gut markiert und kaum zu verfehlen.

Gabi – Hotel zu verkaufen

Der schmale Pfad führt durch einen dichten Wald, vorbei an sprudelnden Bächen. Bald ist Gabi, eine Ansammlung von Häusern und einem geschlossenen, zum Verkauf stehenden Hotel, erreicht, und die Passstrasse muss überquert werden. Vorbei an der Ruine einer Kapelle aus Stockalpers Zeiten geht es abwärts bis zum Fluss Laggina. Das vor Kurzem noch breite Tal ist jetzt deutlich schmäler geworden, der Einschnitt der Gondoschlucht gut auszumachen.

Der Stockalperweg überquert eine Brücke und folgt der Doveria, in welche die Laggina bei Gabi mündet. Vorbei an einem stattlichen alten Bauernhaus und eleganten Trockenmauern geht es voran in Richtung Schlucht. Das Flüsschen fliesst in einem breiten Bett, auf der anderen Flussseite verläuft die Strasse und alte Panzersperren machen sich breit. Der Saumpfad verläuft einer Felswand entlang, Tafeln mahnen vor Steinschlag. Aufenthalt verboten – aber durchgehen darf man.

Original Pflästerung

Der Weg ist teilweise mit Steinplatten gepflästert – der originale Saumpfad Stockalpers. Ein altes Gemäuer taucht auf, eine weitere Ruine aus längst vergangenen Zeiten. Die Jahreszahl auf dem Türsturz: 1676. Hinter der Ruine befindet sich ein gemütlicher Rastplatz und viel Platz zum Spielen. Hoch ragen die Felswände, man fühlt sich plötzlich ganz klein.

Alte Kaserne und Kalkofen

Es geht weiter dem Fluss entlang. Stetig auf und ab auf schmalem Weg. Gerade breit genug für einen Wanderer. Die Spuren am Boden beweisen, auch Bikes fahren hier durch. Leider. Eine Brücke kommt in Sicht. Auf der anderen Seite steht ein noch erhaltenes Gebäude – die alte Kaserne. Auf unserer Seite des Flusses liegt die Ruine eines Kalk-Brennofens. Geschichte zum Anfassen.

Immer wieder zeigt der Fluss malerische Details. »Badewannen«, gefüllt mit kristallklarem Wasser, so blau wie auf einer kitschigen Südsee-Postkarte. Weisse Felsen und Kiesbänke: erinnern an das Verzasca-Tal. Wieder eine Brücke, jetzt müssen wir auch rüber. Ausserhalb der Auto-Galerie verläuft der Wanderweg. Tief geht es hinunter zum Flussbett. In der Galerie rauscht der Verkehr. Ob die wissen, was sie verpassen?

Treppauf und treppab, Stege aus Gitterrost

Der Weg ist abwechslungsreich. Stellenweise auf Gitterrost hoch über dem Abgrund. Der Blick in den Abgrund ist nichts für schwache Gemüter. Eine alte Brücke kommt in Sicht, der Fluss ist weit unten in schmalen Rinnen zu sehen. Ein Gitterrost-Steg unterquert die Strasse. Nicht jedermanns Sache, immer zu sehen, wie tief es runter geht. Aber beeindruckend.

Nun sind wir tief in der Schlucht. Es ist eng hier. Stellenweise ist es so eng, dass Treppen auf die Dächer der Auto-Galerien führen. Hoch über den Autos wandert man bequem talabwärts, die beeindruckende Natur stets vor Augen. Kaum vorstellbar, welchen Eindruck diese Natur auf die Menschen des Mittelalters gehabt haben muss. Mal breit, mal eng an eine Felswand geschmiegt, verläuft der Pfad.

Fort Gondo – einst Bastion gegen den Feind, heute Wanderweg

Plötzlich wird das Tal breiter und das Fort Gondo kommt in Sicht. Wieder wird der Fluss überquert, um schon bald wieder auf einer Gitterbrücke überquert zu werden. Es geht aufwärts, das Fort liegt erhöht über der Passstrasse. Einst streng geheim und nur für Eingeweihte zugänglich ist es heute ein öffentliches Museum. Und der Wanderweg führt quer durch die alten Gänge.

Gut ausgeleuchtet, niemand braucht eine Lampe, geht es durch die niedrigen Gänge vorwärts. Aus dem Fort hinaus ins grelle Sonnenlicht und gleich hinein ins nächste. Spannend, dieser Weg. Eine alte Panzerabwehrkanone markiert das Ende des Forts. Wie lange steht die wohl noch hier? Der Blick auf das Tal ist toll. In Schussweite verengt sich das Tal wieder, kein Wunder wurde die Festung hier gebaut.

Steil abwärts zum letzten Teil

Vom Fort geht es steil abwärts durch ein Geröllfeld und unter einem eindrücklichen Felsen hindurch. Man sieht gut, dass hier nie ein Weg geplant war. Doch die Steilstrecke ist nur kurz und bald gehen wir wieder auf dem gewohnten Pfad mit der alten Pflasterung. Wir befinden uns unterhalb der Strasse, zum Abschluss folgt noch eine Gegensteigung hinauf zur Strasse und darüber hinweg.

Vorbei an den Resten einer Brücke, auch aus Stockalpers Zeit, erreicht der Weg die Vorboten der Zivilisation. Ein Kilometerstein steht einsam da und auf der Strasse erweckt die Notfallspur, das bremsende Kiesbett, das Interesse der Kinder. Bis Gondo sind es nur noch wenige Minuten. Vorbei an einer alten Kirche bis zum Stockalperturm. Gleich dahinter sind der Zoll und die Bushaltestelle. Geschafft. Der Bus fährt die Strecke bis Simplon in wenigen Minuten, und man erahnt die wunderbare Natur kaum in den Tunnels und Galerien.

Links:

SBB-Fahrplan:

SBB|CFF|FFS

Fahrplan


Nach:
Simplon Dorf, Post
Datum: 19.09.11
Zeit: Abfahrt
Ankunft

Bahnverkehrsinformation

Fotos von der Wanderung: