Gipf-Oberfrick im Regen

Kolumne: Eine Ode an den Regen

Regen. Etwas Schönes, Reinigendes und Leben spendendes. Thomas Widmer, Wanderkolumnist beim Tages-Anzeiger, schrieb erst kürzlich über die Freuden des Regen-Wanderns. Ich habe gelesen und genossen und wollte es irgendwann auch versuchen. Aber die Kinder nicht. Regen ist Museums-Wetter. Nicht Wanderwetter. Da schlägt die Jugend gnadenlos zurück. Habe ich das nicht jahrelang gepredigt? Nur bei Regen wird ein Museum besucht, bei Sonne geht’s nach draussen! Jetzt habe ich den Dreck. Da hilft auch der seit Jahrzehnten bekannte, von Eltern den Kindern immer eingetrichterte, inzwischen völlig ausgelutschte Spruch – Es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung – nicht mehr.

Uns es passiert einfach

Und jetzt ist es passiert. Einfach so. Wir sind im Regen gewandert und es hat Spass gemacht. Ohne Frage. Es hat beruhigt und entspannt – kostenlos. Die Sinneswanderung war schon länger geplant. Der Wetterbericht lange auf unserer Seite um dann im letzten Moment, am Morgen, umzukippen und von Regen zu sprechen. Hm, noch schnell ein Museum suchen… Doch das enttäuschte Gesicht des Sohnes. Er hatte sich auf den Sinnesweg gefreut. Ein kurz entschlossenes wir gehen trotzdem, und wir haben es nicht bereut.

Stimmungsvoll und rhythmisch

Selten war es auf einer Wanderung so ruhig, so stimmungsvoll und trotzdem rhythmisch. Der Wechsel von trockenen Phasen, leichtem Nieselregen, gemütlichem Landregen und kraftstrotzendem Platzregen war faszinierend. Der Wald rieche so gut, sagt mein Sohn. Stimmt. So frisch. Und wie er sich erst anhört. Da braucht’s keinen IPod mehr. Nur eine (fast) trockene Bank und etwas Zeit. Und wir lauschen dem himmlischen Orchester. Ein leises Plätschern und Zirpen. Glockenhell die kleinen Regentropfen. Tief, brausend und bald kräftig trommelnd die grossen Tropfen. Der kleine Bach rauscht mit. Wieso habe ich kein Aufnahmegerät dabei? Und erst das furiose Finale. Der Regen steigert sich, trommelt und rauscht. Und endet ganz abrupt. Das dumpfe, tiefe Prasseln ist weg. Jetzt sind die grossen Tropfen zu hören, die von Blättern auf den Boden fallen. Einfach wunderbar.

Viel Spass beim Regen-Wandern wünscht Ihr Gregor A. Ambühl