Tiefblick über den Lagh da Palü und die Alp Grüm ins Puschlav

Der unerreichte Lagh da Caralin und eine Ruhebank mit Steinschlaggefahr

Ende Juni, der Sommer hat Einzug gehalten. Auch auf dem Berninapass ist es warm und angenehm. Das wir später dem Winter begegnen werden, damit rechneten wir nicht.


Region: Engadin, Puschlav, Bernina
Tour Datum: 25.06.2015
Wandern Schwierigkeit: T3 – Wandern (siehe » Alpinwanderskala)
Wegpunkte: » Ospizio Bernina – Scala – Mot – Alp Grüm
Karten: Landeskarte 1:25 000, Blatt 1278 La Rösa; geo.admin-Karte: Digitale Wanderkarte
Zeitbedarf: ca. 2 – 3 Stunden
Aufstieg: ca. 30 Höhenmeter
Abstieg: ca. 300 Höhenmeter
Für Kinder: Berninabahn
ÖV-Anbindung: Bahnhöfe Ospizio Bernina und Alp Grüm (RhB)

Unterwegs im Unesco-Weltkulturerbe

Die Berninabahn ist unlängst als Unesco-Weltkulturerbe aufgenommen worden und zieht Scharren von Touristen an. Sehr viele geniessen die Bahnfahrt über den Pass, reisen vom Engadin ins Puschlav. Ergötzen sich an den vorbeiziehenden Bergen und Gletschern. Aber nur wenige steigen aus und erleben diese Berge auch zu Fuss. Wir schon.

In Begleitung einer erfahrenen lokalen Wanderleiterin wollen wir das Gebiet erkunden und zum Lag da Caralin aufsteigen. Dieser See ist nicht auf jeder Karte zu finden. Es gibt in erst seit wenigen Jahren. Die Gletscherschmelze hat den See entstehen lassen.

Der weisse See

Wir starteten bei der Station Ospizio Bernina und folgten dem Lago Bianco, dem weissen See, abwärts. Gemächlich zieht der breite Kiesweg dem Stausee entlang. Der Blick in die Umgebung ist fantastisch. Die Berge leuchte im Licht des Frühsommers, letzte Schneereste reflektieren die Sonne. Der See fasziniert mit seiner unwirklichen Farbe. Sieht aus wie Kondensmilch, ist aber feinstes Geschiebe. Von Gletschern aus den Bergen geschliffen und mit dem Schmelzwasser in den See geschwemmt. Bergblumen, immer tief am Boden kauernd, dem Wind möglichst keine Angriffsfläche bietend, bringen Farbtupfer in die Steinwelt.

Die kleine Mauer

Am Ende des Sees passieren wir die Staumauer. Der Lago Bianco liefert Energie für die Bahn. Landschaft und Berge liefern uns Energie. Die Staumauer ist klein und unscheinbar. Die äussere Erscheinung passt sich der Umgebung an. Kein trister Betonklotz. Früher wurde einfach ästhetischer gebaut. Im Winter ragt vermutlich nur der kleine Turm aus den Schneemassen.

Nach der Staumauer halten wir uns auf der rechten Talseite, parallel zur Bahn. Das Trassee verläuft streckenweise in einem Steinschlagtunnel. Der Tunnel windet sich, einer Schlange gleich, den Berg hinab. Der Wanderer ist der Witterung ausgesetzt. Macht aber nichts, die Sonne scheint warm vom wolkenlosen Himmel.

Tunnels und die Steinschlag-Bank

Wir queren die Bahn und folgen dem Weg, der rechten Bergflanke entlang. Tief unter uns liegt der Lagh da Palü und die Bahnstation Alp Grüm. In diese Tiefen werden wir später absteigen. Doch zuerst folgt der Weg gemächlich steigend der Bergflanke. Schön ist der Tiefblick ins Puschlav. In weiter Ferne türmen sich die Wolken, über uns sind nur ein paar Schleier. Wir wandern um eine Kurve und das Tal öffnet sich vor uns. Der Blick wandert hinauf zum Gletscher. Rechts der Piz Canton, links der majestätische Palü.

Der Weg führt durch Tunnels. Kühle und feuchte Löcher im Berg. Alpenrosen und hübsche gelbe Blumen wachsen am Wegesrand. Unter einem Felsvorsprung laden lauschige Bänke zur Rast. Irritierend ist die Steinschlaggefahr Warntafel. Ist ab hier mit Steinschlag zu rechnen oder ist der Ruheplatz selbst Steinschlag gefährdet? Wir bleiben jedenfalls nicht lange und marschieren weiter.

Endstation Lawine

Ein weiterer Tunnel kommt in Sicht. Vom Berg spritzt kaltes Wasser herab. Ohne Dusche kommt man kaum in den Tunnel. Erfrischend und belebend. Kurz nach dem Tunnel ist Endstation. Eine mächtige Lawine hat das durchkommen verunmöglicht. Mehr als zwei Meter hoch türmt sich der Schnee. Wir sehen den Weg, wie er sich nach den Schneemassen weiter schlängelt. Aber für uns ist hier kein Durchkommen mehr. Die Schneemasse ist zu breit, zu hoch und zu rutschig für uns.

Die Wanderleiterin erkundet die Situation. Keine Chance. Weiter geht es nur mit Steigeisen und Sicherungsseil. Zu gefährlich für Wanderer und Kinder. Wir brechen ab und laufen auf demselben Weg zurück. Steigen ab zur Alp Grüm und fahren mit der Bahn zurück ins Engadin. Wer den See mit grosser Sicherheit erreichen will, sollte es erst im Juli/August versuchen. Wir werden irgendwann zurück kommen und es nochmals versuchen.

Links:

SBB-Fahrplan:

SBB|CFF|FFS

Fahrplan


Nach:
Ospizio Bernina
Datum: 11.04.16
Zeit: Abfahrt
Ankunft

Bahnverkehrsinformation

Fotos von der Wanderung: