Planet Neptun auf der Hasenmatt

Himmlische Aussicht am Jura Südfuss: Weissenstein – Untergrenchenberg

Die markante Weissenstein-Kette lag, nach der Stillegung der alten Sesselbahn, jahrelang im Dornröschenschlaf. Seit Dezember 2014 fährt wieder eine Seilbahn auf den Weissenstein und der Solothurner Hausberg blüht auf. Mit ein Grund, den Jurasüdfuss zu besuchen und eine abwechslungsreiche Frühlingwanderung zu absolvieren.


Region: Weissenstein, Jura, Solothurn
Tour Datum: 19.04.2015
Wandern Schwierigkeit: T1 – T3 (W1) – Wandern (siehe » Alpinwanderskala)
Wegpunkte: » Kurhaus Weissenstein – Hinter Weissenstein – Hasenmatt – Althüsli – Stallflueh – Obergrenchenberg – Untergrenchenberg
Karten: Landeskarte 1:25 000, Blatt 1107 Balsthal; geo.admin-Karte: Digitale Wanderkarte
Zeitbedarf: ca. 4 1/2 Stunden
Aufstieg: ca. 300 Höhenmeter
Abstieg: ca. 200 Höhenmeter
Für Kinder: Planetenweg, Gondelbahn
ÖV-Anbindung: Bahnhof Oberdorf, Bushaltestelle Untergrenchenberg (eingeschränkter Betrieb!)

Neue Seilbahn und alter Planetenweg

Die neue Gondelbahn führt Ausflügler bequem von Oberdorf (Bahnstation) hinauf, auf 1280 Meter über Meer. Die Terrasse des Kurhauses ist voll. Unzählige Menschen geniessen die warme Frühlingssonne. Trotz Dunst und Wolkenschleiern ist die Aussicht grandios. Zu unseren Füssen breitet sich das breite Tal mit der mäandernden Aaare aus und in der Ferne locken die weissen Gipfel des Alpenhauptkammes.

Vor dem Kurhaus, einem grossen Kasten aus der Blütezeit des Bergtourismus, thront ein grosser gelber Ball auf einer Säule. Das Modell der Sonne und Ausgangspunkt des Planetenweges, welchem wir bis nach Grenchenberg folgen werden. Der Planetenweg auf dem Weissenstein wurde 1978 eingerichtet. Daher sind die Informationen zum Teil nicht mehr aktuell, was aber nichts an der gelungenen Umsetzung ändert. Zudem ist der Weg, trotz seines Alters, in einem guten Zustand. Der sonst übliche Vandalismus hält sich in Grenzen. Eine Besonderheit des Weges muss unbedingt erwähnt werden; von allen Planeten, mit Ausnahme von Pluto (welcher allerdings seinen Status als Planeten verloren hat), ist die Sonne zu sehen. Die Distanz ist also nicht nur begehbar sondern auch sichtbar. Toll gemacht!

Wander-»Autobahn« bis Hinter Weissenstein

Der erste Wegabschnitt ist locker und gemütlich. Der Planetenweg folgt einer breiten, ebenen Kiesstrasse, einer Wander-»Autobahn«. Ideal zum einlaufen und perfekt für kleine Kinder. Wer den Planetenweg auslassen will, kann parallel zur Kiesstrasse auf einen schönen Pfad wandern. Immer wieder locken Bänke zur Rast, der Weg und die milde Frühlingssonne sind eine Wohltat.

Szenenwechsel Hinter Weissenstein

Beim Restaurant Hinter Weissenstein trennt sich die Spreu vom Weizen, es trennen sich Spaziergänger und Wanderer. Die Sonnenterrasse ist gestossen voll, wir ziehen weiter. Szenenwechsel. Auftritt, die Stille. Der Weg führt zuerst leicht abwärts dann durch den Wald ansteigend weiter. Mit dem Restaurant lassen wir auch den Lärm der Zivilisation hinter uns. Waren wir vorher von Stimmen fröhlicher Menschen und Kinderlachen umgeben folgt nun die Stille der Natur. Auf dieser Höhe hat der Frühling erst begonnen, die Vögel sind noch nicht so im Elan wie im Zürcher Unterland. Der Bärlauch spriesst und aromatisiert die Luft. Herrlich, diese Abwechslung.
Der Planet am Waldrand, Uranus, markiert das Ende für Kinderwagen und ungeübte Wanderer. Ab hier wird der Pfad schmaler und ausgesetzter. Der Weg liefert einen Vorgeschmack auf die folgenden Abschnitte.

Die Hasenmatt

Aus dem Wald hinaus, erreichen wir eine Kreuzung. Auf Empfehlung eines Einheimischen folgen wir nicht dem breiten Kiesweg zum Restaurant Althüsli, sondern steigen zur Hasenmatt empor. Es lohnt sich. Der Aufstieg ist zwar stellenweise steil und ruppig, aber die Aussicht entschädigt für alle Strapazen. Mit 1445 Metern ist die Hasenmatt einer der höchsten Gipfel des Kantons Solothurn.

Und was für einer. Die steilen Flanken sind mit dichten Wäldern bewachsen, der Gipfel selbst ist eine karge Jura-Wiese. Krokusse blühen überall. Die Aussicht ist nochmals grandioser als auf dem Weissenstein. Und auch hier oben ist ein Planet zu finden, der Neptun. Der letzte der offiziellen acht Planeten unseres Sonnensystems.

Hochebene Stallflue

Wir steigen von der Hasenmatt ab und gleich wieder auf. Hinauf auf die Stallflue. Die Stallflue ist eine langgezogene Hochebene. Menschenleer und wunderbar. Geprägt von Kargheit und Trockenmauern. Ein Höhepunkt auf dieser Wanderung. Steil fallen die Felswände ab, in der Ferne glitzert der Bielersee. Hier könnte ich stundenlang wandern oder besser Lustwandeln. Einfach herrlich. Hier oben findet sich auch der Planet Pluto, heute ja nur noch Zwergplanet, in seiner der Sonnen am nächsten befindlichen Position.

Die Hochebene endet mit einem markanten Spitz, dem Tiergarten. Die abfallenden Flanken des Juramassivs sind eindrücklich. Der weitere Wanderweg folgt dem Grat und ist stellenweise sehr ausgesetzt. Unsichere Kinder müssen hier unbedingt beaufsichtigt werden. Und ich empfehle die Wanderung erst im Sommer zu machen, im Frühling liegt im Schatten oft noch Schnee.

Der schmale Weg windet sich, schlängelt sich den Felswänden entlang. Ein stets auf auf und ab hält den Kreislauf in Schwung. Die sich immer wieder öffnenden Tiefblicke sind atemberaubend. Mitten im Wald steht nochmals ein Planet. Pluto zum zweiten, in seiner Sonnenfernen Position. Schliesslich öffnet sich der Wald, der Weg wird breiter und wir betreten die Hochebene Obergrenchenberg. Eine Windenergieanlage dreht sich im Wind, der grosse Hof in der Ferne ist auch Gasthaus. Leider fehlt uns die Zeit für eine Rast, wir müssen noch weiter. Nach Untergrenchenberg. Erst dort fährt ein Bus. Und das nur sehr unregelmässig. Der letzte Bus fährt an diesem Sonntag um 17:45 Uhr, den müssen wir erwischen.
Der Abstieg nach Grechen würde nochmals gut 1 1/2 Stunden dauern…

Fazit: Eine wunderbare Wanderung mit Tief- und Weitblick. Für kleine Kinder nur bis zum Planeten Neptun (Hinter Weissenstein) geeignet. Unbedingt die Fahrpläne ab Untergrenchenberg beachten oder die Wanderung in umgekehrter Richtung absolvieren. Alternativ kann nach der Hasenmatt auch direkt nach Lomiswil abgestiegen werden.

Links:

SBB-Fahrplan:

SBB|CFF|FFS

Fahrplan


Nach:
Oberdorf SO
Datum: 22.04.15
Zeit: Abfahrt
Ankunft

Bahnverkehrsinformation

Fotos von der Wanderung: