Der gestaute Rhein bei Eglisau lockt zum Bade...

Eglisau: von Heiden, dem Paradies und Strömen

Ruhig und träge fliesst er dahin – der Rhein. Beginnt am Oberalppass als kleines Rinnsal und endet in Rotterdam als grösster Strom Europas. In Eglisau, ganz im Norden des Kantons Zürich ist der Rhein noch kein gewaltiger Strom, aber doch schon ein imposanter Fluss. Gestaut, daher tief und träge. Und an diesem schönen Sonntag voll mit Motorbooten, Ruderbooten, Gummibooten und anderen schwimmfähigen Geräten. Die Wanderwege dagegen sind fast leer. Offenbar will niemand schwitzen. Schade, denn die kurze Nachmittagstour, welche hier vorgestellt wird, lohnt sich, und kann problemlos mit einem erfrischenden Bad im Rhein verbunden werden.


Region: Zürich, Unterland, Eglisau
Tour Datum: 03.07.2011
Wandern Schwierigkeit: T1 – Wandern (siehe » Alpinwanderskala)
Wegpunkte: » Eglisau, Dachsberg, Laubberg, Paradiesgärtli, Rheinsfelden, Eglisau
Karten: Landeskarte 1:25 000, Blatt 1051 Eglisau; geo.admin-Karte: Digitale Wanderkarte
Zeitbedarf: ca. 2 – 3 Stunden
Aufstieg: ca. 98 Höhenmeter
Abstieg: ca. 98 Höhenmeter
Für Kinder: Heidenhöhlen, Rhein, Spielplatz Landgasthof Fähre
Restaurants: Landgasthof Fähre, diverse in Eglisau
Feuerstellen: Paradiesgärtli
ÖV-Anbindung: Bahnhof Eglisau
GPS-Track: paradiesgaertli_03072011.kmz (Google-Earth-Format)

Eglisau – altes Städtchen mit Speckgürtel

Der Bahnhof Eglisau, Ausgangspunkt zu dieser Wanderung, ist noch so ein richtig schmuckes Haus aus den Anfangszeiten der Eisenbahn. Irgendwann vor 1890 erbaut, zeugt es noch vom Stolz der Eisenbahner. Schön, dass es solche Bahnhöfe noch gibt und nicht nur sterile Perronüberdachungen. Vom Bahnhof aus schweift mein Blick über das vor mir liegende Rheintal. Vor vielen, vielen Jahren wohnte ich selbst zwei Jahre in Eglisau. Mitten in der Altstadt. Traumhaft zum Wohnen und Sein, albtraumhaft der Verkehr. Leider auch heute noch. Die Altstadt am Fluss, ennet der Brücke, ist einen Abstecher wert. Gemütliche Restaurants locken zur Einkehr und kleine Geschäfte zum Einkauf.

Ich verschiebe den Besuch auf später, zuerst will ich wandern, mich bewegen, anstrengen. Der Weg folgt rheinabwärts ein Stück dem Bahngleise, unterquert dasselbe und führt zurück zum Bahnhof. In einer sanften Steigung windet sich der Weg den Laubberg hinauf. Am schattigen Waldrand vorbei an der Trinkwasserfassung von Eglisau steigt der Weg 98 Höhenmeter an. Der Blick schweift über die ausufernden Neubausiedlungen von Eglisau – den Speckgürtel der Altstadt. Gut im Blick der alte Eisenbahn-Viadukt und die aufgelassene Mineralquelle Eglisau. Einstmals weltbekannt (Eglisana, Orangina, Vivi-Cola), heute nur noch Spekulationsobjekt.

Laubberg – Sonnenterrasse über dem Glatttal

Vorbei an friedlichen Kuhherden steigt der Weg weiter an und verschwindet in einem Wald. Kühle und Ruhe umgeben den Wanderer. Herrlich. Mit einem Mal lichtet sich der Wald und der Wandernde tritt hinaus an die Sonne. Es ist, wie wenn man aus einem Tunnel kommt. Eine landwirtschaftliche Siedlung liegt vor uns – der Laubberg. Kaum zu glauben, dass man sich hier mitten in Zürichs Agglomeration befindet. Es könnte auch irgendwo in den Alpen sein. Felder, Obstbäume und eine tolle Aussicht über hügelige Landschaft bis hin zu den fernen Schneebergen.

Zu Füssen liegt Glattfelden. Heimat- und Ferienort Gottfried Kellers, eines der bedeutendsten Dichter und Schriftsteller des 19. Jahrhunderts. Vor uns eine Tafel mit einem Text Gottfried Kellers, ab hier begleitet uns der Dichter ein Stück des Weges. Über dem Kopf auf Zürich-Kloten einschwebende Flugzeuge. Die Zivilisation lässt sich nicht ganz ausblenden. Der Gottfried Keller-Dichterweg und auch unser Weg führen weiter zum Paradiesgärtli, einem Picknickplatz.

Paradiesgärtli – schattiges Paradies und Heiden

Nach kurzer Wanderung über die sonnenbeschienene Ebene verschwindet der Weg wieder im Wald und das Paradiesgärtli taucht vor uns auf. Es ist ein Picknickplatz mitten im Wald. Früher hatte er eine tolle Aussicht über den gestauten Rhein und das angrenzende Deutschland. Heute muss man den Rhein im dichten Grün suchen. Die Kanzel über der steil abfallenden Wand scheint im Grün der Bäume zu schweben.
Unter der Kanzel liegen ganz versteckt zwei Höhlen – die Heidenhöhlen. Der Sage nach suchten hier die letzten Heiden Zuflucht vor dem Christentum. Die Höhlen sind nur schwer zu finden und sehr gut versteckt. Es führt eine steile Treppe hinunter. Viel zu sehen gibt es nicht, aber die Lage gibt zu denken. Wer sich hier versteckte, der hatte gewaltige Angst vor Feinden oder Obrigkeit.

Rheinsfelden – steiler Abstieg zum Kraftwerk

Wieder zum Paradiesgärtli aufgestiegen, führt der Weg weiter durch den Wald. Vorerst locker, um dann steil, sehr steil zum Glatttal abzufallen. Bei niedrigem Wasserstand kann man die Turbinen des Kraftwerks summen hören. Heute ist das Tosen des Wassers, welches die Stauwehre passiert, kaum zu überhören. Mit jedem Schritt näher an den Rhein wird Stimmengewirr lauter. Gleich vor uns liegt der Landgasthof Fähre, ein Restaurant mit schönem Gartensitzplatz. Das Kraftwerk ist noch knappe fünf Gehminuten entfernt.

Kraftwerk Rheinsfelden – welcher Weg soll’s denn sein?

Ab dem Kraftwerk gibt es vier Wege zurück nach Eglisau. Zum einen auf der bisherigen Rheinseite bleiben und dem Rhein-Uferweg zurück zum Bahnhof folgen. Gemütlich mit dem Schiff zurück nach Eglisau oder den Rhein über das Kraftwerk überqueren. Dann dem Rheinverlauf folgen und über die Strassenbrücke zum Bahnhof Eglisau wandern. Wer den Asphalt meiden will, kann vom Rhein aus auch zur Station Hüntwangen emporsteigen und von dort den Zug über den Viadukt zurück zum Ausgangspunkt nehmen.

Ich wähle heute die einfache Variante und quere den Rhein nicht. Dem Fluss entlang folge ich dem schmalen Weg, passiere alte Bunker, Schiffstege und lauschige Buchten. Bald schon kommt der Eisenbahnviadukt in Sicht und es ist nicht mehr weit zum Bahnhof.

Links:

SBB-Fahrplan:

SBB|CFF|FFS

Fahrplan


Nach:
Eglisau
Datum: 04.07.11
Zeit: Abfahrt
Ankunft

Bahnverkehrsinformation

Fotos von der Wanderung: