Die Berge liegen, Inseln gleich, im Nebelmeeer

Zentralschweiz: Rigi – Visite bei der Königin

Die Rigi – Königin der Berge genannt, und das nicht ohne Grund. Zwei Zahnradbahnen streben zum Gipfel, etliche Seilbahnen bedienen Nebengipfel, und unzählige Wege führen zum Kulm. Rigi Kulm – Der Gipfel der Gipfel. Kein anderer Berg ist so gut erschlossen und liegt so zentral wie die Rigi. Augenschein und Begehung.


Region: Zentralschweiz, Vierwaldstättersee
Tour Datum: 30.12.2010
Wandern Schwierigkeit: T1 – Wandern (siehe » Alpinwanderskala )
Wegpunkte: » Weggis, Rigi Kaltbad, Chänzeli, Rigi Staffelhöhe, Rigi Staffel, Klösterli
Karten: Landeskarte 1:25 000, Blatt 1151 Rigi; geo.admin-Karte: Digitale Wanderkarte
Zeitbedarf: ca. 3 Stunden (inkl. Mahlzeiten und Schlittelplausch)
Aufstieg: ca. 170 Höhenmeter
Abstieg: ca. 301 Höhenmeter (mit dem Schlitten)
Für Kinder: Luftseilbahn und Zahnradbahn, Schlittenfahrt ins Tal
Restaurants: Hotel Restaurant Edelweiss, diverse weitere auf Rigi Kaltbad, Rigi Staffelhöhe, Rigi Staffel und Rigi Kulm
ÖV-Anbindung: Postautohaltestelle Weggis, Schiffstation; Bahnhof Arth-Goldau
GPS-Track:

Tourismus-Rush-Hour und Nebelgrenze

Eigentlich mag ich keine mit Skifahrern, Schlittlern und Winterwanderern vollgepfropften Züge und Seilbahnen. Ich mag nicht auf mein Mittagessen warten, nur weil gerade 200 andere dieselbe Idee hatten wie ich. Trotzdem war ich am 30. Dezember 2010, zur absoluten Tourismus-Rush-Hour, auf der Rigi. Und habe es nicht bereut. Warum überhaupt die Rigi? Wie kam es zu der Idee?

Nun, zum ersten war das Wetter schuld. Nebel-Obergrenze auf 1′400 Metern über Meer, da fallen alle näheren Ziele wie Üetliberg, Lägern oder Hörnli weg. Die sind einfach zu niedrig. Also musste ein neues Ziel her. Bedingungen: Schlitteln muss möglich sein und die Anfahrt sollte nicht all zu lange dauern. Die Rigi kommt da bald ins Spiel. Innert etwas mehr als einer Stunde von Zürich aus erreichbar, mehrere Schlittenpisten, Gipfelhöhe 1′798 Meter über Meer, 1/2-Tax-Abo, SBB-GA und Junior-Karte gültig – Familienvater, was willst Du mehr?

Abwechslungsreiche Anreise

Für Abwechslung auf dem Tagestrip sorgt die Wahl der Reiseroute. Zürich – Brunnen mit dem Interregio, Brunnen – Weggis mit dem Postauto, weiter mit der Luftseilbahn nach Rigi Kaltbad. Zu Fuss via Chänzeli hinauf zum Rigi Staffel. Den Kulm lassen wir heute links liegen und sausen mit dem Schlitten hinunter zur Station Klösterli. Die Zahnradbahn bringt uns nach Arth-Goldau und mit dem Zug zurück nach Zürich. So war es geplant. Und hat auch so funktioniert, teilweise zumindest.

Der Interregio von Zürich HB ins Tessin ist proppenvoll. Alle wollen an die Sonne. In Arth-Goldau leert sich der Zug schlagartig. Die breite Masse strömt zur Zahnradbahn hinauf zum Kulm. Wir fahren weiter bis Brunnen. Dort steigen nur wenige aus, nur eine Familie mit Schlitten. Nach ein paar Minuten Wartezeit bringt uns der Bus dem See entlang nach Weggis. 35 Minuten dauert die kurvenreiche Fahrt entlang dem Vierwaldstätter-See. Bei Sonnenschein eine schöne Fahrt. Der tiefhängende Nebel verhindert an unserem Reisetag Ausblicke. In Weggis angekommen, müssen zuerst 42 Höhenmeter überwunden werden. Die Seilbahn-Talstation liegt oberhalb des Dorfes.

Der “Ah, Oh, Hm”-Effekt

Nach kurzer Fahrt verschwindet die Bahn im Nebel. Sichtweite 0 Meter. Hat’s da oben wirklich Sonne? Fragende Gesichter in der Kabine. Banges Warten. Doch dann, kurz vor Ende der Fahrt wird es plötzlich heller, das dunkle Grau weicht einem graublau, die Kabine durchbricht das Nebelmeer. Vielstimmiges Ah, Oh und Hm. Reflexartig werden Sonnenbrillen aufmontiert und die ganze Kabine lächelt. Wunderbar. Hallo Sonne, länger nicht mehr gesehen.

Rigi Kaltbad empfängt die Reisenden mit einer gewaltigen Baustelle. Bis 2012 soll hier ein Mineralbad entstehen. Wir streben schnell aufwärts. Vorbei am Bahnhof der Vitznau-Rigi-Bahn. Wir wählen nicht die Diretissima, sondern den Um-Weg via Chänzeli. Um-Weg, weil der Weg um eine Felsnase herum führt. Und heute ist dieser Weg einfach perfekt. Eigentlich würde der Aufstieg zur Staffelhöhe nur 35 Minuten dauern. Wir brauchten mehr als eine Stunde. Aber die Ruhebänke an der Sonne mit Aussicht auf das Nebelmeer waren einfach zu verlockend. Alleine schon der Ausblick vom Chänzeli auf Eiger, Mönch, Jungfrau, Pilatus und den weit entfernten Feldberg – einfach nur schön.

Der weitere Aufstieg auf dem Winterwanderweg ist fast nicht erwähnenswert. Schon eher der Service im Hotel-Restaurant Edelweiss. Trotz massig gestressten Touristen und Skifahrern, langer Wartezeit und teilweise ausverkaufter Speisekarte (die Älplermagronen waren leider aus) , blieb das Personal überaus freundlich. Wenn auch ein wenig unorganisiert. Das Mittagessen selbst war in Ordnung, der Salat frisch und knackig.

Der Höhepunkt; Schlittelpiste und 3. Klasse Wagen

Auf dem Staffel dann der Höhepunkt für die Kinder. Die Schlittenfahrt hinunter zur Station Klösterli. Aus der erhofften “rasanten” Fahrt, wurde leider nicht viel. Die Schlittenpiste war in schlechtem Zustand, Sulziger Schnee und Bodenwellen. Lustig war es trotzdem. Der obere Teil der Piste ist aufgrund der steilen Abhänge auf der rechten Seite für kleinere Kinder nicht zu empfehlen. Mit der Zahnradbahn ging es wieder hinunter in den Nebel. Und weiter nach Hause. Wer beim Abstieg Zeit hat, sollte unbedingt im Bahnhof etwas warten. Aufgrund des hohen Transportaufkommens haben die Rigibahnen alles an Rollmaterial eingesetzt, was Räder hatte. Auch alte Wagen aus der Gründerzeit und offene 3. Klasse Wagen rumpelten auf den Berg. Für Bahn-Nostalgiker ein Erlebnis. Für uns ein gelungener Tag. Eure Majestät Rigi – wir kommen wieder.

Links:

SBB-Fahrplan:

SBB|CFF|FFS

Fahrplan


Nach:
Weggis, Seilbahn
Datum: 23.01.12
Zeit: Abfahrt
Ankunft

Bahnverkehrsinformation

Fotos von der Wanderung: