Grandiose Fernsicht, leider nicht bei unserem Besuch

Salhöhe – Aarau: Fernsicht und Tulpen zum Sitzen.

Der Wetterbericht vermeinte Gutes. Doch der Blick aus dem Fenster offenbart dunkelgraue Wolken und Nieselregen. Wandern oder nicht wandern? Wir vertrauten auf den Wetterbericht und zogen los, die Regenjacken im Rucksack. Zur Sicherheit nahmen wir nur eine kürzere Wanderung unter die Beine. Von der Salhöhe über die Wasserflue hinab nach Aarau sollte sie führen. Eine Route mit zwei lohnenden Aussichtspunkten. Und überraschenden Ausblicken und Einsichten.


Region: Aarau, Salhöhe
Tour Datum: 06.04.2014
Wandern Schwierigkeit: T3 – Wandern (siehe » Alpinwanderskala)
Wegpunkte: » Salhöhe – Wasserflue – Hinterfeld – Bänkerchlus – Küttigen – Aarau (Alternative “richtiger Weg”: Salhöhe – Wasserflue – Hinterfeld – Hardermatte – Geere – Alpenzeiger – Aarau)
Karten: Landeskarte 1:25 000, Blatt 1089 Aarau; geo.admin-Karte: Digitale Wanderkarte
Zeitbedarf: ca. 2 1/2 Stunden
Aufstieg: ca. 100 Höhenmeter
Abstieg: ca. 400 Höhenmeter
Für Kinder: Busfahrt, Würste bräteln unterwegs, Wald & Natur
ÖV-Anbindung: SBB-Bahnhof Aarau, Bushaltestelle Salhöhe

Unbekanntes Ziel und der Automat im Bus

Ausgangspunkt für Unternehmungen in die Umgebung von Aarau ist der Hauptbahnhof. Von dort fahren Busse in alle Winkel des Kantons. Einer davon, die Linie 2, fährt hinauf auf die Salhöhe, ein Pass zwischen Erlinsbach und Kienberg und Ausgangspunkt zu unserer Wanderung.
Der Bahnhofplatz von Aarau wurde in den letzten Jahren modernisiert und umgestaltet. Ein modernes, lichtes Dach aus Kunststoff überspannt den Busbahnhof und wirkt geradezu leicht vor der klotzigen Fassade des Bahnhofgebäudes. Interessant sind die roten Dinger auf dem Platz. Es sind Klappsitze, namens Tulip, also Tulpe. Originelle Idee, diese Tulpen zum Sitzen.

Der Billettautomat am Bahnhof verweigerte standhaft die Annahme des Zieles Salhöhe. Gibt es nicht. Also wollte ich, gewohnt vom Zürcher öffentlichen Verkehr, beim freundlichen Busfahrer lösen. Geht nicht, die Fahrer sind dafür nicht ausgerüstet. Dafür steht im Bus ein Automat. Etwas ungewohnt. Doch auch dieser Automat kannte die Haltestelle Salhöhe nicht. Befremdlich. »Nehmen Sie Barmelweid«, meint ein freundlicher Herr hinter mir. Das ist die Endstation der Linie, eine Haltestelle weiter als unser Ziel. Das kennt der Automat und frisst mein Kleingeld. Nun heisst es zurücklehnen und die Fahrt geniessen.

Salhöhe: ein Pass, ein Skigebiet und schmale Wege

Auf 779 Metern über Meer erwarten uns ein Passrestaurant, ein Parkplatz und ein Grenzstein von 1768. Damals gehörte der Aargau zu Bern und grenzte hier an Vorderösterreich, ein Sammelname für die früheren Besitztümer der Habsburger. Heute ist der Pass beim Freizeitverkehr, Rad- und Motorradfahrern, beliebt. Der Blick schweift weit über die Hügel des Aargauer Juras, die Wolken verschleiern leider die weitere Sicht.

Wir folgen dem Wegweiser zur Wasserflue und passieren einen Skilift und eine Skihütte. Witzig, als Wärterhäuschen dient eine ausgediente Seilbahnkabine. Der Weg steigt langsam an und wir immer schmaler. Nach einem Steilstück findet man sich auf einem schmalen Gratweg wieder. So einen Weg hätte ich hier nicht erwartet. Linker Hand fallen senkrechte Wände hinab. Die rechte Seite kann auch nicht gerade als flach bezeichnet werden. Ein schöner Weg, fast eine Stunde folgen wir ihm bis zum ersten Etappenziel, der Wasserflue.

Wasserfluh – unerwartete Fernsicht

Die Wasserflue ist ein Aussichtspunkt, hoch über der Passtrasse zum Benkerjoch gelegen und gehört zum Hauptkamm des Jura. Mit 866 Metern über Meer ist die Spitze der zweithöchste Berg des Aargaus. Der Aussichtspunkt liegt etwas tiefer, gleich nach dem grossen Sendemast. Die gebotene Fernsicht ist grandios. Bei klarer Sicht ergibt sich ein Panorama, welches die ganze Schweizer Alpenkette und einen Teil des Schwarzwaldes abdeckt. Dieses atemberaubende Panorama hatten wir nicht erwartet. Überwältigend.

Falsche Abzweigung

Von nun an geht es nur noch abwärts. Durch dichten Wald, voll mit Bärlauch streben wir Aarau zu. Der Weg ist gut markiert, Wegweiser weisen uns den rechten Pfad. Dachten wir zumindest. Erst zu Hause, beim Studium der GeoAdmin-Karte löst sich das Rätsel. Beim Punkt »Hinterfeld« hätten wir geradeaus, über Hartbelag am Weiler Hardermatte vorbei ziehen müssen, um Direttissima in Richtung Aarau zu gelangen.

Stattdessen haben wir uns auf den Wegweiser verlassen (wie vom Magazin der Schweizer Wanderwege empfohlen*) und sind vom Weg abgekommen. Der Weg durch den Wald ist kühl und erfrischend. Die Bäume haben ihr Sommergrün noch nicht erhalten und so drückt die Sonne immer wieder durch die lichten Baumkronen.
Als wir aus dem Wald treten, erwarten uns blühende Wiesen. Voll mit Löwenzahn und anderen hübschen, bunten Blumen. Überall blühen die Obstbäume und verbreiten diesen unvergleichlichen Frühlingsduft. Schade, dass diese Phase des Jahres nur zu kurz ist.
Überraschend stehen wir plötzlich am Rand der Passtrasse zum Benkerjoch. Jetzt wird uns unsere Fehlleitung bewusst. Doch ganz falsch sind wir nicht. Der Wegweiser zeigt immer noch Aarau als Fernziel an. Leider folgt der Wanderweg auf den nächsten Metern der Strasse. Das ist kein Vergnügen. Auch wenn der Weg sich später von der Strasse entfernt und die Bänkerchlus eindrücklich ist, macht dieser Teil des Weges keinen grossen Spass mehr.

Küttigen – der Abschluss auf Hartbelag

Vorbei an einer alten Papiermühle, heute nur noch als Wohn- und Atelierhaus genutzt, streben wir Aarau zu. Leider ist nun endgültig Schluss mit angenehmen Wanderuntergründen. Von jetzt an gibt es nur noch Asphalt unter die Schuhe. Wir passieren Küttigen mit seinen vielen Brunnen und schmucken Häusern. In der Ferne ist die Telli-Siedlung von Aarau gut zu erkennen. Das Ziel naht. Irgendwann haben wir genug Hartbelag und nehmen den Bus zurück nach Aarau. Dort gönnen wir uns ein kühles Glacé und setzen uns derweil auf die roten Klapp-Tulpen.

* Im Magazin Wanderland, Ausgabe Frühling 2012 wird diese Wanderung empfohlen. Zitat aus dem Wanderführer: »Für den Weiterweg können Wandernde sich den Wegweisern anvertrauen, die in Richtung Aarau zeigen.« Nicht ganz, wie wir feststellen mussten.

Links:

SBB-Fahrplan:

SBB|CFF|FFS

Fahrplan


Nach:
Aarau
Datum: 07.04.14
Zeit: Abfahrt
Ankunft

Bahnverkehrsinformation

Fotos von der Wanderung: