Unterwegs in den Aaare Auen

In den Aare-Auen zwischen Aarau und Wildegg

Bei Bise und unsicherem Wetter neue Wanderschuhe einlaufen, ist nicht gerade das, was man sich wünscht. Diese sanfte Tour von Aarau nach Wildegg ist dafür ideal. Nur sehr wenig Asphalt (am Anfang und am Ende), keine Steigungen und viel Wald als Wind- und Wetterschutz. Das alles garniert mit schöner Natur und beruhigender Wassermusik. Eine Empfehlung für den gemütlichen Sonntagsausflug.


Region: Aarau
Tour Datum: 22.07.2012
Wandern Schwierigkeit: T1 – Wandern (siehe » Alpinwanderskala)
Wegpunkte: » Aarau – Biberstein – Wildegg
Karten: Landeskarte 1:25 000, Blatt 1089 Arau; geo.admin-Karte: Digitale Wanderkarte
Zeitbedarf: ca. 3 Stunden
Aufstieg: unwesentlich
Abstieg: ca. 20 Höhenmeter
Für Kinder: Natur in den Auen, Fischfenster Kraftwerk Rupperswil
Restaurants: Diverse in Aarau und Wildegg
ÖV-Anbindung: SBB Bahnhöfe Aarau und Wildegg

Aha-Erlebnis in Aarau

Der Regioexpress spuckt uns im umgebauten und erneuerten Bahnhof Aarau aus. Die Unterführung, an das Zürcher Shopville erinnernd, schluckt uns sofort wieder. Dann das Aha-Erlebnis. Mehrere gelbe Wegweiser im Untergrund. Der Weg vom Zug zum Wanderweg ist bestens beschildert. Suchen Sie zum Vergleich im vorher erwähnten Shopville einen Wanderwegweiser … Eine Unterführung mit moderner Leuchtinstallation in den Wänden bringt uns vorwärts und entlässt uns in die Sonne.

Das Wanderziel heisst Aareweg, das Fernziel Schinznach ist gut ausgeschildert. Es geht abwärts. Der Bahnhof thront hoch oben über der Aare. Auf dem Felskopf aus Kalkstein, der die Altstadt von Aarau trägt. Unten erahnt man die Aare. Sie ist ein Grenzfluss, trennt das Mittelland vom Kettenjura. Eine Strasse muss unterquert werden. Ein spezieller Wanderwegweiser zeigt nach unten (siehe Fotos). Klarer kann man den Weg durch die Unterführung nicht markieren. Die gefallen mir, die Aargauer Wanderverantwortlichen.

Aare – Erholungsraum für Mensch und Tier

Die Aare ist erreicht und wir biegen auf den Flussuferweg ein. Vorbei am Wasserkraftwerk Aarau und idyllisch gelegenen Siedlungen wandern wir flussabwärts. Treten ein in dichten Laubwald. Die Aare-Auen sind erreicht. Es rauscht das Wasser des Flusses tief und laut auf der linken Seite. Es gurgelt und plätschert, leise und hell auf der rechten Seite. Kleine Bäche sind überall auszumachen. Sie laufen zusammen, teilen sich und sprudeln irgendwann in die grosse Aare. Giessen werden sie genannt und sind durch Grundwasser gespiesen. Gelegentlich werden diese Gebiete auch durch Hochwasser überschwemmt.
Das dichte Gehölz, die stehenden Gewässer und sanften Bäche sind Balsam für die Seele. Zudem ein grandioser Lebensraum für unzählige Tiere. Seltene Pflanzen und Tiere haben hier ihren Lebensraum und sind für aufmerksame Beobachter auch zu sehen. Auch Biber (die pelzigen, nicht die singenden) sollen hier leben. Gesehen haben wir sie leider nicht, auch keine angenagten Bäume.

Suhre-Mündung und ein Berner Wappen im Aargau

Vorbei an der renaturierten Suhre-Mündung führt der Weg ebenerdig vorwärts. Immer wieder erläutern interessante Informationstafeln Details der Renaturierung. Der Aufwand ist gewaltig, aber er lohnt sich. Für Mensch und Tier!

Die Aare fliesst nun leiser, auch merklich langsamer. Der Rückstau des Kraftwerkes Rupperswil macht sich bemerkbar. Eine Brücke schiebt sich langsam ins Blickfeld. Ein Schloss mit Berner Wappen neben dem linksufrigen Brückenkopf.

Schloss Biberstein. 1280 erstmals erwähnt, 1587 abgebrannt und neu aufgebaut. Lange Zeit Sitz der bernischen Vögte, deshalb auch das Berner Wappen an der Fassade. Heute im Besitz einer Stiftung und Wohnheim für behinderte Menschen.

Kraftwerk Rupperswil. Strom für zwei und Fischfenster

Wir geniessen die Ruhe entlang des Flusses. Das sanfte Murmeln des gestauten Flusses beruhigt und besänftigt. Die Bise weht sanft durch die Baumwipfel, im Wald selbst ist sie fast nicht zu spüren. Der Weg ist sicher auch bei grosser Hitze angenehm zu gehen. Wir geniessen und schweigen.

Ein Summen macht sich bemerkbar. Wird lauter, präsenter. Das Kraftwerk Rupperswil ist erreicht. Das Werk gehört der SBB und der NOK (Axpo), der produzierte Strom wird ins SBB-Netz und ins »normale« Stromnetz eingespiesen. Das alte Kraftwerk wurde 2011 fischgerecht saniert und mit einem Umgehungsgewässer und einer Fischtreppe erweitert. Das neue Umgehungsgewässer ist bereits von etlichen Wassertieren, unter anderem einem eingewanderten nordamerikanischen Krebs, besiedelt. Und es besitzt einen Anziehungspunkt für Kinder: die Fischfenster!

Um den Nutzen der teueren Anpassungen überprüfen zu können, werden regelmässig die Fische vor und nach dem Kraftwerk gezählt. Nach dem Kraftwerk kommt eine Zählkammer zum Einsatz, welche bei Nichtgebrauch für das Publikum geöffnet ist. Durch drei Fenster bekommt man einen grandiosen Einblick in das Gewässer. Kleinste Fischchen schwirren am Fenster vorbei. Und da, ein grosser lässt sich kurz blicken und verschwindet wieder. Spannend. Eine tolle Idee und gut gemacht.

Insel und Spannband-Wackel-Brücke

Nach dem Kraftwerk wechselt der Wanderweg die Flussseite. Über eine Autobrücke ohne eigentlichen Gehweg, es gibt nur ein schmales Betonband, muss die Aare überquert werden. Die Nebenstrasse ist aber nicht gross frequentiert. Der Wanderweg folgt nun dem Aareverlauf auf einer Insel. Rechts die Aare, links die alte Aare, heute der Turbinenauslauf des Kraftwerks. Sehr schön hier der Blick auf das andere Aare-Ufer. Die Renaturierungen sind noch gut sichtbar. Bald schon werden die menschlichen Bauten überwachsen und von der Natur zurückerobert sein. Eine Aussichtsplattform bietet einen guten Einblick in die zugewonnenen Auengebiete.

Über eine spezielle Brücke geht es wieder zurück auf die andere Seite. Die Brücke, eine spezielle Konstruktion, wackelt und schwingt. Den Kindern gefällt es. Um Wasservögel zu schützen, musste hier eine Brücke ohne Tragseile gebaut werden. Denn Enten und andere Wasservögel sind nicht in der Lage, gespannte Tragseile zu erkennen. Die errichtete Brücke benutzt statt Tragseilen Spannbänder aus Stahl, in welche der Brückenkörper eingehängt ist. Die interessante Konstruktion ist elegant und formschön. Schwingt allerdings bei jedem Tritt wellenförmig. Zudem kann sie sich bei einseitiger Sonneneinstrahlung verziehen. Wenn die Brücke also mal etwas verzogen über dem Fluss hängt – das muss so sein.

Zement und das Ende

Die Brücke bietet einen wunderbaren Rückblick auf die Aare. Flussabwärts ist der Hochkamin der Jura Cement AG zu erkennen. Nach drei Stunden nähern wir uns Wildegg. Vorbei an der Zementfabrik ist der Bahnhof von Wildegg schnell erreicht. Hoch oben grüsst das stattliche Schloss Wildegg. Wer noch Zeit und Kraft hat, ein Besuch lohnt sich. Unsere Wanderung ist hier zu Ende. Der „Sonntagsbummel“ war toll und die Schuhe nun gut eingelaufen. Wer noch weiter will, der Aare-Uferweg führt via Schinznach weiter nach Brugg. Bahnanschluss gibt es in Holderbank, Schinznach und Brugg.

Links:

SBB-Fahrplan:

SBB|CFF|FFS

Fahrplan


Nach:
Aarau
Datum: 24.07.12
Zeit: Abfahrt
Ankunft

Bahnverkehrsinformation

Fotos von der Wanderung: