Die Furka-Dampfbahn unterwegs von Oberwald nach Gletsch.

Gletsch – Oberwald: der Furka-Dampfbahn entlang ins Goms

Gletsch – das Tor ins Oberwallis. Treffpunkt der Passstrassen über Grimsel und Furka. Bahnhof der Furka-Dampfbahn und Ausgangspunkt unserer Wanderung. Entlang der Dampfbahn nach Oberwald. Eine Wanderung, bei der die Zeit keine Rolle spielt.


Region: Goms, Furkapass, Gletsch
Tour Datum: 30.07.2013
Wandern Schwierigkeit: T2/T3 – Wandern (siehe » Alpinwanderskala)
Wegpunkte: » Gletsch – Oberwald
Karten: Landeskarte 1:25 000, Blatt 1250 Ulrichen; geo.admin-Karte: Digitale Wanderkarte
Zeitbedarf: ca. 3 Stunden
Aufstieg: ca. 50 Höhenmeter
Abstieg: ca. 400 Höhenmeter
Für Kinder: Dampfbahn, alte Wasserkraftanlagen in Gletsch, Fahrt mit der Matterhorn-Gotthard-Bahn und dem Postauto
Restaurants: Gradhotel Glacier du Rhône in Gletsch, diverse in Oberwald
ÖV-Anbindung: Postautohaltestellen Oberwald und Gletsch, Bahnhof Oberwald (DFB und MGB)

Zeit ist relativ

Die Zeit ist im Goms nebensächlich. Nur so ist zu erklären, dass die Fahrpläne von Bahn und Bus überhaupt nicht abgestimmt sind. Taktfahrplan gewohnte Unterländer seien vorgewarnt. Im Goms läuft der Takt anders. Wir sind in Brig gestartet und mit der Matterhorn-Gotthardbahn nach Oberwald gereist. Die Fahrt dauert anderthalb Stunden und ist ein landschaftlicher Genuss. Zuerst die Enge und Steilheit des Tales bis Fiesch, dann der Viadukt und Kehrtunnel bei Grengiols. Und schliesslich die Öffnung des Tales bis hinauf nach Oberwald.

In Oberwald heisst es dann 40 Minuten auf den Anschluss warten. Das Postauto nach Gletsch kommt aus dem Tessin von Airolo über den Nufenenpass und nimmt es gemütlich. In Oberwald hat es erst einmal 20 Minuten Pause, ehe es nach Gletsch weiterfährt. Am Wochenende könnte man alternativ mit der Dampfbahn reisen, die Anschlüsse sind etwas besser. Egal, wir spielten Karten und genossen die Sonne in Oberwald. Das Postauto brachte uns schliesslich sicher nach Gletsch und hatte dort wieder Pause. Diesmal eine Stunde, bevor es über den Furkapass weiterfuhr.

Glanz vergangener Zeiten und ein verschwundener Gletscher

In Gletsch ist sie noch spürbar, die Zeit der ersten Touristen. Die »Belle Epoque«. Einst war Gletsch das, was heute Zermatt ist. Ein Ort, wo die reichen Touristen (vorwiegend Engländer) ihre Ferien verbrachten. Gletsch war attraktiv. Zwei Alpenpässe und ein Gletscher vor der Hoteltüre. Das Hotel ist geblieben, der Gletscher verschwunden. Wo er einst war, liegt heute eine Ebene voll von prächtigen Blumen und Gräsern. Und dorthin wollen wir vor dem Abstieg. Dort wandeln, wo einst ein Gletscher war. Sozusagen die Änderung unseres Klimas erwandern.

Quer durch das Gletschervorfeld führt heute ein Rundgang. Leider ist er sehr schlecht ausgeschildert, und vor Ort fanden sich keine Informationen zu den Nummern am Wegesrand. Schade. Und so besichtigten wir die beiden alten Wasserkraftwerke und wandelten informationslos auf der Ebene. Auch ohne Informationen schön. Die Kinder waren beeindruckt ob der Tatsache, dass die kleine Kapelle beim Bau direkt neben der Gletscherzunge stand. Heute ist sie nur noch zu erahnen. Schliesslich hatten wir genug und machten uns an den Abstieg.

Wer mehr zum Thema Gletscherschwund, Klimaänderungen und Auswirkungen wissen möchte, dem sei das Buch »Dem Klima auf der Spur. 20 Wanderungen zu Schauplätzen des Klimas« von Luc Hagmann empfohlen. Unser Ausflug basiert auf einer der 20 Wanderungen.

Abstieg der Dampfbahn entlang

Vorbei am Depot und Bahnhof der Furka-Dampfbahn liefen wir Oberwald zu. Der Wanderweg führt zuerst ein kleines Stück der Strasse entlang, um dann links den Fels hinauf abzuzweigen. Der Aufstieg ist nur kurz und bald steht man leicht erhöht über der Passstrasse und überblickt das enge Tal. Strasse und Geleise schmiegen sich an die eine Talseite, der Kehrtunnel der Bahn ist gut zu erkennen. Unser Weg wird uns auf der unbebauten Seite des Tales abwärts führen, von Strasse und Schiene getrennt durch die junge Rotten (Rhone). Eine Stunde und 30 Minuten gibt der Wegweiser bis Oberwald an. Da reicht es für die Fortsetzung Richtung Ulrichen. Es kam anders.

Der erste Teil des Abstieges ist schmal und stellenweise steil. Der Weg ist griffig und in kniffligen Passagen durch Seile gesichert. Der Fluss schäumt, tost und braust. Eine unbändige Kraft. Der Fluss ist der Grund für eine weitere, nur sehr kurze Strecke auf der Strasse. Eine Strassenbrücke wird als Wanderweg-Teilstück genutzt. Hier ist etwas Vorsicht angebracht. Die Rhone überquert und schon sind wir wieder auf Naturpfaden unterwegs.

Das qualmende Loch

Wir stehen auf dem Kehrtunnel der Bahn. Wie schön wäre es, wenn jetzt ein Dampfzug vorbeifahren würde. Ein Pfiff. Wir haben Glück, von Oberwald kommt ein Sonderzug den Pass hinauf. Man sieht die Dampflok von weitem. Es qualmt und zischt. Die Lok muss sich sichtlich anstrengen. Wir bleiben stehen und betrachten die Fahrt des Nostalgiezuges bis zur Einfahrt in den Tunnel. Weg ist sie, aus unserem Blickfeld verschwunden. Wir steigen ab, hinunter bis zum Tunnelportal.

Der Zug ist schon lange aus dem Tunnel hinaus gefahren und es qualmt immer noch. Wie lange qualmt das wohl nach? Wir steigen weiter ab und durchqueren ein Tor. Offenbar sind wir nun auf einer Weide. Und tatsächlich liegen schon einige Meter weiter friedliche Schafe auf dem Weg. Zwei schlafen so tief, dass wir über sie hinweg steigen müssen. Der Weg ist übersät mit ausgeschiedenen Überresten, hier besser nicht umfallen.

Gegensteigung und Pferde

Ein fieser Felsblock stellt sich uns in den Weg. Der massive Trumm von Klotz muss überschritten werden. Der Aufstieg ist hart, in engem Zickzack geht es hoch, aber nur kurz. Der Blick ist bezaubernd. Hinter uns ist das Tal eng und wild, vor uns öffnet es sich. Es wird breiter und lichter. Kurze Verschnaufpause, um das Ganze auf uns wirken zu lassen und weiter geht es.

Der Weg ist ein Genuss. Leicht abfallend, weich und federnd, dazu der Blick in die Weite: Wellness-Wandern. Erholsam und einfach schön. Auch den Kindern gefällt es. In weiter Ferne ist eine Herde von Tieren auszumachen. Kühe? Nein, grösser. Beim Näherkommen entpuppt es sich als eine Herde von Pferden. Meine Tochter ist hin und weg. Bald passieren wir die Herde. Die Tiere sind neugierig. Als wir kurz stehen bleiben, um Fotos zu schiessen, werden wir genauestens beschnuppert. Wir verlassen die Tiere und steigen zum Fluss ab.

Überschwemmung. Ausweichen auf die Strasse

Wir überqueren die wild schäumende Rhone auf einem Fussgängersteg. Ein lichter Wald nimmt uns auf. Der Schatten ist wohltuend. Nach einer romantischen Kapelle öffnet sich nochmals der Blick ins Tal. Unten sucht sich der wilde Fluss seinen Weg, weit vorne ist das Trassee der Matterhorn-Gotthard-Bahn zu sehen. Bald sind wir unten. Ein Blick auf die Uhr, wir sind seit mehr als zwei Stunden unterwegs und sollten also bereits seit einer halben Stunde in Oberwald sein. Aber, wir haben nicht getrödelt.

Ein paar Minuten später stehen wir vor einer Abschrankung. Weg gesperrt. Na toll und was nun? Keine Umleitung signalisiert. Eine zufällig vorbei kommende Bäuerin informiert uns. Nach einem starken Regen, zwei Tage vorher, hat die Rhone den Wanderweg überschwemmt. Sie zeigt ihre nassen Hosen, bis da geht das Wasser. Aha, gute 70 cm tief. Sie meint, man könne schon durch, aber sei dann halt nass. Alternative? Ja, quer über ihre Weide und dann der Strasse entlang.

Wir entscheiden uns für den Weg über die Weide. Die nette Dame schaltet für uns sogar schnell den Strom aus. So können wir den Zaun gefahrlos überqueren. Gottlob ist es nicht mehr weit bis Oberwald. Nach fünf Minuten erreichen wir den Ortsanfang und können die Strasse verlassen. Wir laufen der hier begradigten Rhone entlang und sind nach 10 Minuten auch am Bahnhof. Hier hat die Angabe auf dem Wegweiser (15 Minuten) gepasst. Der kleine rote Zug bringt uns zurück nach Brig und ein langer, schöner Tag endet.

Links:

SBB-Fahrplan:

SBB|CFF|FFS

Fahrplan


Nach:
Gletsch
Datum: 02.09.13
Zeit: Abfahrt
Ankunft

Bahnverkehrsinformation

Fotos von der Wanderung: