Im Keller des Teufels

Baden: Bise, Teufel und Termiten

Januar 2011. Wieder einmal drückt eine Inversionswetterlage auf die Stimmung. Unten kalt und nebelgrau, oben sonnig und warm. Typisches Schweizer Mittelland-Winterwetter. Was also tun? Ausweichen nach oben – eine Möglichkeit. Im Nebel wandern – die Alternative zu überfüllten Seilbahnen und Zügen. In der Hölle soll es warm sein, sagt man. Also besuchen wir den Keller des Teufels, auf der Suche nach Wärme und etwas Abenteuer…


Region: Baden, Limmattal
Tour Datum: 30.01.2011
Wandern Schwierigkeit: T1 – Wandern (siehe » Alpinwanderskala)
Wegpunkte: » Baden, Tüfels-Chäller, Spittelau, Oberhau, Rüsler, Hinterhau, Neuenhof, Wettingen
Karten: Landeskarte 1:25 000, Blatt 1070 Baden; geo.admin-Karte: Digitale Wanderkarte
Zeitbedarf: ca. 3 – 4 Stunden (inkl. Kaffee & Kuchen)
Aufstieg: ca. 330 Höhenmeter
Abstieg: ca. 300 Höhenmeter
Für Kinder: Tüfels-Chäller (Landschaft, Spiel- und Picknick-Möglichkeit), Spielplatz des Restaurant Rüsler
Restaurants: diverse in Baden und Wettingen, Ausflugsrestaurant Rüsler, Neuenhof
ÖV-Anbindung: Bahnhof Baden, Bahnhof Wettingen
GPS-Track:

Opfer des Erfolges

Eigentlich ist der Teufel ein Opfer seines Erfolges. Im kollektiven Bewusstsein des Menschen erschien er im dunklen Mittelalter, als Kehrseite des guten Herrn im Himmel. Und fortan waltete er überall, wo Unergründliches lauerte. Teufels Brücke, Teufelsgrat, des Tüfels Acker, Chuchi, Chanzel und Friedhof. Die Liste liesse sich noch länger erweitern. Erfolgreiches Marketing, kann da gesagt werden.

Unweit von Baden liegt der “Tüfels-Chäller”, ein verwunschenes Gebiet oberhalb des Baregg-Tunnels und Ziel dieser Wanderung. Start ist in Baden, der Wegweiser am Bahnhof beschreibt bereits die Richtung. Quer durch die Altstadt von Baden, mit unzähligen Einkaufsmöglichkeiten, führt der Weg in die Oberstadt. Dort beim alten, inzwischen aufgehobenen Bahnhof Oberstadt, quert eine ungemütliche Überführung die Geleise. Gleich hinter dem Schulgebäude der KV- und Wirtschaftsschule taucht der Pfad in den Wald ein. Stetig ansteigend, den grossen Wegweisern aus Holz folgend, führt der Pfad tiefer in den Wald hinein. Der gefrorene Boden knirscht und knarrt unter den Füssen, die Bise wird durch die Bäume etwas abgehalten.

Die Sage des “Tüfels-Chäller”

Der “Tüfels-Chäller” ist bald erreicht. Den Teufel haben wir nicht gesehen, dafür aber einen wahrlich mystischen Ort. Das Naturreservat besteht vorwiegend aus imposanten Baumriesen, durchlöcherten Baumstrünken (waren da Termiten am Werk?), Schluchten und Felsen aus Nagelfluh. Entstanden ist diese Landschaft in prähistorischer Zeit durch eine Absackung (siehe Wikipedia-Link). Zurück geblieben ist ein System von Felstürmen und Höhlen. Im Sommer schattig, kühl und ein bisschen wie im Dschungel. Jetzt, im Januar-Nebel, schon fast gruselig. Die Kinder sind beeindruckt. Auf einer Tafel wird alles erklärt. Die Sage vom Keller muss vorgelesen werden. Wunderbar.

Nach der Durchquerung des “Tüfels-Chällers” wird die Landschaft schon fast langweilig. Typische Mischwälder durchquerend steigen wir auf zum Spittelau, einer Wegkreuzung mitten im Wald. Durch den Oberforst, eine gerodete Landschaft mit Farnen und Büschen, geht es weiter aufwärts, hinein in den Nebel. Die Bise zerrt eisig an Jacken und Hosen. Nur kurz verweilen wir auf dem höchsten Punkt der Stadt Baden. 619 Meter über Meer, etwas mehr als 230 Meter über Neuenhof und Wettingen. Bei gutem, klarem Wetter könnte man von hier das Limmattal überblicken, sähe die Lägern und vermutlich auch den Altberg-Turm. Aber heute ist nur graue Watte zu sehen.

Gipfelkreuz und Nussgipfel

Der Weg steigt weiter an. Sanft. Gute 40 Meter müssen noch überwunden werden, dann stehen wir auf dem höchsten Punkt der Wanderung. Rüsler. Eine Lichtung, ein Restaurant, ein Parkplatz und ein Gipfelkreuz. Das Restaurant ist warm, heimlig und gut gefüllt. Der Kaffee heiss, der Kuchen süss. Langsam schwindet die Kälte aus den Knochen. Das “Cordon bleu” am Nachbartisch sieht lecker aus und duftet verführerisch.

Der Abstieg führt durch ein enges, steiles Tobel. Vorbei an Trinkwasserfassungen, einem Bunker und einem Friedhof erreichen wir Neuenhof. Die Zivilisation hat uns wieder. Unter der A1 hindurch steigen wir zur Limmat hinab, bewundern die aufwändige Fischtreppe beim Elektrizitätswerk und tippeln am Kloster Wettingen vorbei zum Bahnhof. Endstation. Es hat sich gelohnt. Auch ohne Sonne.

Links:

SBB-Fahrplan:

SBB|CFF|FFS

Fahrplan


Nach:
Baden
Datum: 23.01.12
Zeit: Abfahrt
Ankunft

Bahnverkehrsinformation

Fotos von der Wanderung: