Die Einladung wird gerne angenommen

Auf abenteuerlichen Wegen zu Bruder Klaus: Giswil – Flüeli – Sarnen

Niklaus von der Flüe, auch bekannt als Bruder Klaus, war ein Einsiedler und gilt als Schutzpatron der Schweiz. Er lebte in Flüeli im Kanton Obwalden. Hübsch oberhalb des Sarnersees gelegen und Ziel meiner Wanderung.


Region: Zentralschweiz, Sarnersee
Tour Datum: 04.08.2016
Wandern Schwierigkeit: T3 – Wandern (siehe » Alpinwanderskala)
Wegpunkte: » Giswil – Zollhaus – Musschwendli – Wolfligersberg – Flüeli – Hohe Brücke – Lourdesgrotte – Sarnen
Karten: Landeskarte 1:25 000, Blatt 1190 Melchtal; geo.admin-Karte: Digitale Wanderkarte
Zeitbedarf: ca. 4 – 5 Stunden
Aufstieg: ca. 450 Höhenmeter
Abstieg: ca. 450 Höhenmeter
Für Kinder: Erlebnissbad Sarnen, Schluchten, abtenteuerliche Brücken und Seilpassagen. Für kleine Kinder ungeeignet, die Kinder müssen Trittsicher sein.
Höhepunkte: Die vielen Schluchten und jedesmal eine andere Übergangsart (Brücke, Furt…)
ÖV-Anbindung: Bahnhöfe Sarnen und Giswil, Busshaltestelle Flüeli

Giswil: Viele Wege aber keiner ist der Richtige

Am Bahnhof von Giswil weisen die gelben Wegweiser überall hin nur nicht nach Flüeli. Da will offenbar niemand hin. Egal, Richtung Zollhaus passt. Und so folge ich Strasse und Eisenbahn aus Giswil hinaus zum Sarnersee. In Zollhaus führt eine Unterführung auf die andere Seite. Das Fischrestaurant hat zu, aber ich habe eh noch keinen Hunger.
Achtung: Die Wegführung ist beim Restaurant etwas kompliziert. Einfach rechts halten, wieder in Richtung Giswil. Der Weg steigt dann über das Autotunnel an.

Weg von der Strasse wird es ruhig. Der Weg windet sich sanft aufwärts, die breite Waldstrasse lässt mich an der Bergweg Signalisation zweifeln. Vorbei an Bienenkästen geht es stetig aufwärts. Die Höhenmeter purzeln. Der Wald spendet angenehm kühlen Schatten. Der breite Weg führt bis zur Alp Rüti, dann ist fertig mit bequem. Der Weg wird schmal, steiler. Passiert eine kleine Höhle, haben hier zu früheren Zeiten Pilger gerastet? Der Weiler Obstocken wird erreicht.

Sonne, Aussicht und aggressive Viecher

Die folgende Passage folgt dem Waldrand auf einem breiten Flurweg und bietet einen schönen Ausblick über den Sarnersee und die gegenüberliegenden Berge, den Pilatus und das Stanserhorn. Die Wolken werden dichter, hoffentlich hält das Wetter.
Später verlässt der Wanderweg den breiten Pfad und quert eine hübsche Blumenwiese. Gerne hätte ich an den Blumen gerochen, sie fotografiert, aber die Natur ist nicht in Laune dafür. Hundertschaften von Bremsen bevölkern an diesem Tag die Wiese und die Viecher sind ausgehungert. Wild um mich schlagend, ich muss aussehen wie eine laufende Windmühle, verschwinde ich im Wald und lasse die aggressive Horde hinter mir.

Wilde Tobel und abenteuerliche Hängebrücke

Der Weg führt leicht abwärts, das Tobel des Sigetsbachs muss überwunden werden. Es werden noch viele Tobel folgen, eines steiler als das andere und alle voll mit Geröll, Kies und gestürzten Bäumen. Kein Wunder gibt es in dieser Gegend immer wieder heftige Überschwemmungen mit Geschiebe. Aber trotzdem scheinen die Einheimischen ihre Bäche zu mögen. Jeder einzelne ist mit einer Tafel angeschrieben.

Eine Brücke kommt in Sicht. Muss ich da wirklich rüber? Ja, es gibt keinen anderen Weg. Die Brücke ist nicht gerade vertrauenerweckend. Gerade mal so breit wie meine beiden Füsse, bestehend aus Stahlseil, Maschendrahtzaun und luftigen Gitterrost-Elementen, teilweise mit Klebeband gesichert. Vermutlich ein Provisorium. Sie wackelt und schwankt, hält aber.

Der Weg steigt aus dem Tobel zur grossen Wegkreuzung Rütimattwald auf und gleich ins nächste Tobel hinab. Der Spiesbach bildet einen malerischen Wasserfall und fliest eher gemütlich durch das Tobel. Hier gibt es keine Brücke, nur eine Furt und Test der Schuh-Dichtheit. Der Aufstieg aus dem Tobel ist mit einem Seil gesichert.

Der höchste Punkt

Muschwändeli ist mit 891 Metern der höchste Punkt der Wanderung. Eine Bank lockt zur Rast und bietet einen schönen Tiefblick auf Sarnen und den Sarnersee.
Wieder geht es abwärts. Der Edisriederbach bildet den Martisgraben. Eine weitere wilde Schlucht auf dieser Wanderung. Auch hier gibt es keine Brücke, dafür ein über den Bach gespanntes Seil. Nach dem Bach folgt eine steile Passage, gesichert mit Seilen und Tritten aus Metall. Ein weiteres Tobel folgt. Und noch eines.

Zur Abwechslung folgt nun ein Abschnitt an der Sonne. Geradeaus, breiter Weg. Vorbei an einem Ferienhaus. Das nächste Tobel. Das Steinibach-Tobel. Jedes ist auf seine eigene Art schön. In diesem gefällt mir die schön gebaute Holzbrücke. Roh gezimmert und trutzig wie das Tobel.

Umweg und nochmals aggressive Viecher

Nach dem Tobel wäre eigentlich gemütliches Auslaufen nach Flüeli angesagt. Aber das passt dem dortigen Landwirt offenbar nicht. Der Wanderweg ist mit einem fast mannshohen Elektrozaun gesperrt. Kein Durchgang, keine Leiter darüber und ein grimmiger Hund der schon mal auf Vorrat gegen den Wanderer kläfft. Der Umweg führt knappe 100 Höhenmeter steil aufwärts, einfach dem Waldrand nach. Der Landwirt hat überall auf dem Weg Holz gestapelt, nicht gerade einladend. Gerade so, als wolle er den Durchgang sperren.

Eigentlich nehme ich solche Steigungen gerne gemütlich. Ziehe mein bevorzugtes Tempo von unten bis oben durch. Aber auch hier lauern nochmals Hundertschaften von aggressiven und hungrigen Bremsen und zwingen einem zu hohem Tempo. Wer langsam läuft verliert Blut.

Rast unter Bruder Klaus

Dem Waldrand entlang geht es nun gemütlich auf Flüeli zu. An einer Strassenkreuzung steht ein einfaches Holzhaus, vorne offen. Darin zwei Bänke, ein Tisch und ein Bild von Bruder Klaus. Unter seinen strengen Augen mache ich Rast. Lasse den Blick über Flüeli, das Hotel Pax-Montana und die verstreuten Kirchen wandeln. Gesättigt steige ich gemütlich nach Flüeli ab, quere den Dorfplatz und halte am Pax-Montana vorbei in Richtung Hohe Brücke.

Wer Zeit und Muse hat, darf ins Ranft, die Einsiedelei von Bruder Klaus absteigen. Die Klause entspricht immer noch dem Zustand von anno dazumal. Bei meinem Besuch haben gerade drei Cars aus dem Schwarzwald Pilger ausgeladen und alle strömen zur Einsiedelei. Das ist mir zuviel Trubel und so ziehe ich meines Weges.

Pilger-Abstieg

Bis zur hohen Brücke, einer stattlichen gedeckten Holzbrücke, verläuft der Weg mehrheitlich auf Asphalt. Dann folgt der Wanderweg dem Lauf der grossen Melchaa. Durch viel Wald geht es abwärts. Mehrheitlich gemächlich, einzig der Abstieg zur Lourdes-Grotte fordert die Knie etwas. Die Grotte ist eine Nachbildung des berühmten Wallfahrtsortes in Frankreich. Mit etwas Segen von oben erreiche ich den Bahnhof Sarnen, noch bevor das Wetter umschlägt.

Fazit:

Eine abwechslungsreiche Wanderung durch eine wilde Natur. Wer dem See entlang wandert und in die Höhe blickt, mag kaum zu erahnen, welche Wildheit hier vorherrscht. Die Einstufung als Bergweg ist korrekt und verlangt nach gutem Schuhwerk. Kinder sollten trittsicher sein und müssen an kniffligen Stellen beaufsichtigt werden.

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SBB-Fahrplan:

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Nach:
Giswil
Datum: 29.08.16
Zeit: Abfahrt
Ankunft

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Fotos von der Wanderung: